Das bisschen Haushalt ...

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Vor Jahrzehnten sang Johanna von Koczian vergnügt „Das bisschen Haushalt ist doch nicht so schlimm, sagt mein Mann“. Dem würde sich sicher auch Herr Schmidt anschließen – zumindest solange er nichts damit zu tun hat. Doch nun hat er es, weil seine Frau Barbara es nicht mehr kann. Er, der bislang wie so viele Männer seiner Generation nicht einen Finger im Haushalt krummgemacht hatte. Konfrontiert mit diesen Lästigkeiten, die für seine Frau selbstverständlich zu sein hatten, ändert sich sein Leben maßgeblich …

Was für eine Nachlässigkeit, bislang noch kein Buch von Alina Bronsky gelesen zu haben! Denn sie beherrscht wahrlich eine große Kunst, denn sie erzählt die Geschichte einerseits abgrundtief böse, andererseits mit großer Zuneigung zu ihren Figuren, was nur wenige Autoren hinbekommen. Das geschieht in einem so lakonischen Tonfall, dass man nicht umhinkommt, sich köstlich zu amüsieren. Dabei ist die Geschichte an sich ja eher tragisch, dass ein älteres Ehepaar sich vollständig umorganisieren muss, weil ein Teil pflegebedürftig wird und an dieser Aufgabe letztlich wächst. Dieses Wachsen aneinander beschreibt Bronsky geradezu genüsslich und doch konzis, ein bisschen ist es wie mit dem Frosch und dem kochenden bzw. langsam sich erwärmenden Wasser: Was auf den zunächst gar nicht so wild scheint, hat eben doch seine Tragik. „Barbara stirbt“ nicht ist aber auch äußerst komisch (schon allein Walters anfangs missglückende Küchenversuche, sein Eintauchen in die moderne Welt von Kochtutorials usw.), äußerst tragisch (die beiden hatten kein einfaches Leben und der „Rollentausch“ ist kein Klacks), äußerst liebevoll (etwa Barbaras Sorge um Walter) – und dabei doch auch äußerst böse, denn oft steht die Frage im Raume, wie ehrlich die eine oder andere Gefühlsregung ist (sorgt Barbara sich wirklich um Walter oder hält sie ihn schlicht für einen Tölpel?). Genau diese uneindeutige Gefühlslage, in die Bronsky ihre Leser stürzt, macht das Buch so besonders und das obwohl Bronskys Stils (kaum sprachliche Abwechslung, viele kurze Sätze) sonst in der Regel nicht meins ist. Natürlich übertreibt sie auch – gerade beim Ende frage ich mich schon, was das sollte -, aber alles in allem eine echt erfrischende Lektüre.