Eigentlich ganz cool...

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missjanemarple Avatar

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Ich gestehe, anfangs lediglich angezogen vom Titel (ja, ich heisse Barbara) habe ich mich ins Buch grstürzt...und ich ehrlich gesagt, habe ich alles andere erwartet als das: mit einer wahren Leichtigkeit stieg man sogleich in das Geschehen ein...unterschwelliger Humor gepaart mit Naivität, Hilflosigkeit und Traurigkeit, wirklich hervorragend umgesetzt. Zum einen hat man Mitleid mit Walter, der augenscheinich ohne der 'Bemutterung' dieser wunderbaren Frau teilweise komplett hilflos zu sein scheint, zum anderen möchtest du Walter einfach nur schütteln (ich hatte davon drei prikäre Momente)...Walter ist irgendwie der Sohn, der von Mami weg sofort in die Geborgenheit der Ehefrau übergeben wurde - ein Kerl, der noch nie einen Topf Wasser erhitzt oder gar eine Waschmaschine angeschalten hat.
Die ganze Geschichte wird aus der Sicht von Walter selbst erzählt, und man hat tatsächlich das Gefühl, das Geschilderte wird aus dem richtigen Leben beschrieben (wir haben auch so einen Grantler bei uns in der Nachbarschaft, nichts kann man ihm recht machen)...

Alina Bronsky beschreibt wahrlich auf eine zutiefst berührende Art... was mir besonders gut gefallen hat, ist, wie weiter sein Leben nun umkrempeln muss, eine Art Steckenpferd entwickelt und seine 'Liebe' zum Kochen entdeckt, weil seine Frau was essen muss... ganz der Devise folgend: nur wer isst, der wird leben!
Am Anfang fand ich Walter mehr als unsympathisch... Es gab sogar mal zwei Momente, an denen wollte ich das Buch ehrlich gesagt weglegen, ich wollte mich nicht quälen... aber tatsächlich hat sich dieser alte Grantler langsam in mein Herz gemogelt und man wurde begierig doch weiterzulesen... doch mit seiner Art und wie er sein Leben umkrempelt, hat er es doch geschafft, ein liebenswürdiger Grantler zu werden...
Lass mich selbst nur leider irritiert und was mich völlig enttäuscht ist der Schluss... Ich habe rein gar nichts gegen ein offenes Ende... Ich habe selbst genug Fantasie, um mir ein Happy End oder eben das krasse Gegenteil gedanklich zu spinnen... Aber hier wird irgendwie mitten unter einem Gedanken abgebrochen, als ob das Buch nicht zu Ende gedacht gewesen wäre... Ich denke mal, zwei Seiten hätten gereicht, um genau an einen solchen Punkt zu gelangen, an der jeder sagen hätte können: super, ab hier kann ich mir mein Ende selbst zusammenstellen. Natürlich, vielleicht ist es aber genau auf die Absicht der Autorin gewesen, man weiß es nicht... Mich hat sie nur leider in diesem einen Punkt nicht überzeugt... Ansonsten hätte es die volle Punktzahl gegeben!