Wie das Leben so spielt
Alina Bronsky hat mit ihrem neuen Buch die Reihe ihrer Romane um ein neues Glanzstück ergänzt. Ich nenne hier nur Baba Dunjas letzte Liebe und Der Zopf meiner Großmutter, auch in diesen spielte sie auf der Klaviatur der Schriftstellerin alle Oktaven von feinfühlig über knallhart und schnodderig bis hin zu wunderbaren Charakterbeschreibungen ihrer Helden. In Barbara stirbt nicht lernen wir zuerst Herrn Schmidt kennen, der total enerviert von einer plötzlichen Erkrankung seiner Frau versucht, die Haushaltszügel in die Hand zu nehmen. Wie er sich im Laufe des Buches verändert, wie er das Internet, das Kochen, die Menschen um sich herum in den Griff bekommt, das ist ganz köstlich anzuhören. An seiner Seite die sterbenskranke Barbara, die immer weniger wird und trotzdem immer noch da ist, die er liebt, die er im Geheimen um Verzeihung bittet und für die er alles tut, was man sich nur vorstellen kann. Seine Kinder, sein Enkel, seine Chatbekannschaft Lydia, der Fernsehkoch, der Obdachlose, für alle hat Alina Bronsky ein Gespür, wie sie sind und was sie denken. Eine bunte Melange, haarscharf beobachtet und charakterisiert. Am Schluss erscheint dann noch der "unsichtbare" Sohn, der von Kleinauf in einer Behinderteneinrichtung lebt. Dieser Teil erscheint mir etwas aufgesetzt, bei all den vorangegangenen Schilderungen und Begebenheiten aus meiner Sicht nicht unbedingt notwendig. Aber Herr Schmidt versucht auch hier noch, das Beste daraus zu machen.