Erlösung

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
hurmelchen Avatar

Von

Barrakuda - das ist die Geschichte des talentierten Schwimmers Daniel Kelly, der aufgrund seines herausragenden Talents ein Stipendium an einer Eliteschule bekommt, jedoch nicht in der Lage ist, diese Chance zu nutzen.
Der Leser erlebt in Christos Tsiolkas begeisternden und berührenden Roman " Barrakuda" alle Höhen und Tiefen dieses jungen Mannes mit, und es ist Tsiolkas Kunst zu verdanken, dass man nicht nur Sympathien für seinen Protagonisten hegt, sondern einige seiner Fallhöhen auch mit Unverständnis begleitet, denn nur so erwächst aus Tsiolkas Zeilen ein echter Mensch, dessen Karthasis am Ende versöhnt.
Ja, Christos Tsiolkas ist ein begnadeter Erzähler, und ein poetischer dazu. Wie er die Verschmelzung von Schwimmer und Wasser beschreibt, wie er Qual, Scham und Erlösung in Worte fasst, das ist groß!
Ein Kompliment an dieser Stelle auch an die hervorragende Übersetzung von Barbara Heller.
Selten habe ich die Gnade der Literatur schöner beschrieben gelesen, als in diesem Roman. Nach einem sehr tiefen Fall entdeckt Danny dass Lesen, die heilende Wirkung der Worte:
" Die Geschichte war ein Lied - Wenn er sie las, glaubte er, seine Lunge zu öffnen und zu singen."
Tsiolkas beschreibt, was er kennt: Wie es ist, kein australischer "Golden Boy" zu sein, sondern aus einer Familie von Einwanderen zu stammen; was es in einer maskulinen Gesellschaft bedeutet, homosexuell zu sein; wie wütend einen die Pubertät machen kann, wenn man im falschen Viertel lebt, und welch' einsame Angelegenheit das Erwachsenwerden ist.
Natürlich ist "Barrakuda" nicht autobiographisch, aber von einer tiefen Kenntnis der Psyche seiner Figuren geprägt. Diese Kenntnis macht die Gefühle und Handlungen wahrhaftig.
Zudem bedient sich Tsiolkas einer großartigen Dramaturgie:
Er erzählt Dannys Geschichte sowohl in der ersten, wie in der dritten Person. Das schafft immer wieder Distanz zu Dannys brodelndem Innenleben. Tsiolkas verschachtelt die Ebenen, beginnt im ersten Teil des Romans die eine in der Gegenwart, die andere in der Vergangenheit, und führt beide beim ersten Höhepunkt zusammen. Das ist meisterlich.
"Barrakuda" ist ein Roman, in dem es auch um Werte geht. Den Wert der Freundschaft und den Wert der Familie.
Eine 100% ige Leseempfehlung von mir!