Trotz sehr fiktivem Fall ein gelungener Krimi

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horrorbiene Avatar

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In Teil sieben fiel es mir noch schwer den Hauptcharakter zu bestimmen, da auch Walchers Hauswirtschafterin Mathilde ordentlich mitmischte. Auch tauchte die Figur Kommissar Brunner am Rande auf und vermittelte den Eindruck, bereits ein alter Bekannter zu sein. Nun ist dies der siebte Teil gewesen und gewisse Veränderungen sind in den sechs vorangegangen Teilen zu erwarten, doch der Auftaktband zeigt keine dieser Entwicklungen. Mathilde und Brunner sind noch nicht Teil des Plots lediglich die Geschichte um seine Adoptivtochter wird erzählt. So hatte dieses Buch durch das Fehlen Mathildes, die in Teil sieben ein wichtiger (Haupt-)Charakter war, einen gänzlich anderen Stil und Charakter. Dies ist an sich ja nicht verkehrt, doch macht die Bücher schwer vergleichbar. Wir dürfen gespannt sein wann welche Figur das erste Mal auftaucht und wann die anderen Teile neu aufgelegt werden.
Journalist Walcher deckt nach seinem spontanen Fund und Diebstahl mysteriös erscheinender Firmenakten eine große Sache auf. Diese große Sache droht ihm nicht nur über den Kopf zu wachsen, nein, die Sache ist sogar so groß, dass sie mir völlig unrealistisch und an den Haaren herbeigezogen vorkommt. Ich kenne mich zwar nicht mit Wirtschaft und Konzerngefügen aus, doch so etwas, wie es hier geschildert wird, kann es eigentlich nicht geben. Ich fand es daher etwas eigenartig, dass gerade ein solches Verbrechen von einem ahnungslosen Journalisten zufällig entdeckt wird und dabei ein solch großer Stein im beschaulichen Allgäu ins Rollen gebracht wird. Und was dann noch der Titel „Bauernfänger“ damit zu tun hat, weiß man auch nicht so genau…
Ganz von diesem mir unrealistisch erscheinenden Thema abgesehen, ist Bauernfänger ein geschickt gestrickter Krimi mit Spannung und Dramatik an den richtigen Stellen. Rangnick schreibt wirklich gut und baut gekonnt andere Textelemente (hier: eine von Walcher gehörte Geschichte der Company auf Kassette) ein. Um ein Regional-Krimi zu sein hat das Buch auch im Vergleich mit Teil sieben etwas zu wenig Lokalkolorit, hat aber dennoch genügend Charme um dem Leser das Allgäu ein klein wenig näher zu bringen.

Fazit: Auf dem Buchdeckel ist zu lesen: „Walcher kann durchaus neben den Wallanders, Brunettis und Montalbanos der Kriminalliteratur bestehen. Als ihr Cousin aus dem Allgäu“. Das würde ich so nicht unterschreiben können. Zwar mag Walcher vielleicht mithalten können, doch Rangnick hat in diesem Buch noch nicht die Qualität eines Henning Mankells oder einer Donna Leon. Dennoch ist das Buch trotz seiner doch sehr fiktiven Handlung gut und wirklich spannend. Ich bin gespannt, wie sich Walcher im Lauf der Serie entwickelt, denn über genügend Potential verfügt die Figur allemal.