Zwiespältig

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amena25 Avatar

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Robert Walcher, Journalist und Genussmensch, stößt bei seiner Suche nach architektonisch interessanten Motiven in Wasserburg am Bodensee auf eine alte Villa. Neugierig betritt er den Garten und dann sogar auch noch das Haus selbst durch die offen stehende Terrassentür und findet – wie der Zufall so will – eine Leiche. Unter dem offenbar gewaltsam zu Tode gekommenen Mann liegt ein Ordner, dessen Inhalt Walcher an sich nimmt. Diese „zufälligen“ Ereignisse und Walchers offensichtliche Missachtung jeder Höflichkeit stören in meinen Augen den Einstieg in die Geschichte. Vieles erscheint zu unwahrscheinlich und geradezu an den Haaren herbeigezogen. Dabei ist Robert Walcher nicht unsympathisch. Teils erscheint er als intellektueller Genussmensch, der sich auf einen einsamen Hof im Allgäu zurückgezogen hat, samt Kater, Teilzeitfreundin und vielfältigen Interessen, teils wirkt er aber auch recht behäbig und altväterlich, um dann plötzlich wieder sportlich auf einer Motocross-Maschine im Gelände unterwegs zu sein. Das alles ergibt irgendwie kein stimmiges Bild von dem Journalisten. Auch der Fall selbst ist zwiespältig. Stellenweise nachvollziehbar und spannend, dann aber wieder so dick aufgetragen und unwahrscheinlich, dass man auch hier als Leser allmählich die Lust verliert, Walcher bei seinen Recherchen weiter zu folgen. Sehr bemüht wirkt auch, dass Walcher von einem Fremden Material anvertraut wird, das große Sprengkraft besitzt. Es bleibt aber unklar, was Walcher mit diesem Material tun soll.
Das Allgäu und der Bodensee geben zwar einen recht idyllischen Rahmen ab, für Kenner der Region gibt es auch einige Wiedererkennungsmomente. Dazu passen aber Bomben und Killer, Sadisten und eine global operierende Company nicht so recht. Daneben stehen dann die „Ureinwohner“des Allgäus, die zwar detailreich geschildert werden, aber doch ziemlich hinterwäldlerisch daherkommen.
Störend finde ich auch die wechselnde Perspektive, sodass man das Geschehen nicht nur aus Walchers Sicht verfolgt, sondern parallel dazu Dinge von anderen Personen erfährt, wie z.B. Walchers Nachbar Josef, was der Spannung eher abträglich ist.
Zugegeben: der Krimi hat einen gewissen Unterhaltungswert, man muss ihn aber nícht unbedingt gelesen haben.