Ein Buch das nachhallt

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linker_mops Avatar

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Eine Warnung gleich zu Beginn: Für Zartbesaitete ist das Buch definitiv nichts. Da ist der Stoff einfach zu hart und emotional vollgepackt. Trotz Szenen von Gewalt, Elend und Sachen, die einen depressiv zurücklassen, lässt das Buch aber einen einfach nicht los.

Das liegt zwar nicht am Schreibstil, der eher schwer ist, weil der Autor mit Wörtern und Buchstaben jongliert und die Sprache grammatikalisch nicht immer einwandfrei ist (was aber gewollt ist, kein Lektorfehler). Sondern es ist der Inhalt der von Kindesmisshandlung, Mord, Gewalt, Vernachlässigung, Einsamkeit, Obdachlosigkeit, Hilflosigkeit und Tod handelt. Nun könnte man sagen, das ist nichts was unterhält oder gar Spaß macht. Tut es auch nicht, aber es rüttelt auf, es packt einen ganz tief bei den eigenen Emotionen, es lässt einen mitfiebern, mitleiden, auf das System schimpfen, dass keine Hilfe für Marius findet.

Das Buch spiegelt sehr gut das aktuelle System Jugendhilfe wieder, was sicherlich auch daran liegt, dass es auf einer wahren Begebenheit beruht. Der Autor verpackt auch nichts, sondern schildert eben die hässliche, nackte Wahrheit. Aber genau, dass zieht eben einen in seinen Bann, weil man Marius am liebsten in den Arm nehmen würde und sagen "Alles wird gut", wobei man eben weiß, dass genau dies nicht der Fall ist.

Vielleicht kann man es mit dem Film "Systemsprenger" ein wenig gleichsetzen, gleiches Thema, anders umgesetzt, aber eben beides aufrüttelnd. Für mich definitiv ein Lesehighlight dieses Jahr.