Ein sehr nachdenkliches und trauriges Buch

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Das Cover
von "Baumschläfer" von Christian Duda passt sehr gut zum Inhalt des Buches,
obwohl es auf den ersten Blick etwas wirr/ verstörend wirkt.

Der Titel
Passt, wenn man bis zum Ende liest, ebenfalls sehr gut.
Doch anfangs konnte ich mir nichts darunter vorstellen.

Zum Inhalt
Möchte ich als erstes erwähnen, dass es sich um eine nacherzählte wahre Begebenheit handelt. Das zu wissen finde ich wichtig.

Marius ist 14 Jahre alt, als sein Vater zum Mörder seiner Mutter wird, wobei er auch ihn lebensgefährlich verletzt. Er liegt im Krankenhaus, kommt ins Heim, sagt vor Gericht aus und rutscht immer weiter in einen Nebenstrang unserer Gesellschaft ab: in die Obdachlosigkeit. Obwohl noch nicht erwachsen entzieht er sich jeglichen Hilfestellungen, die ihm geboten werden - er hat das Vertrauen in die Menschen verloren und wählt die "Freiheit" und "Unabhängigkeit" des Strassenlebens.
Er erlebt viel Hass der ihm entgegenschlägt und muss sehr viele Widrigkeiten seines selbst gewählten Lebens überstehen, doch auch Freundlichkeit gepaart mit Mitgefühl und auch Mitleid trifft er an.

Sehr schön kommt zu Beginn des Buches Marius sein Schuldbewusstsein zur Sprache, der Leser liest dieses nicht, sondern fühlt es zwischen den Zeilen. Des weiteren wird indirekt der Konflikt eines Kindes angesprochen, das gegen den eigenen Vater aussagt - Kinder lieben ihre Eltern und möchten das Gute in ihnen sehen und sich daran erinnern, so geht es auch Marius.
Diese inneren Störfaktoren sorgen dafür, dass Marius dringend psychologische Hilfe benötigt, diese bekommt er leider jedoch nicht: er stösst auf Unverständnis und Missmut ihm gegenüber.
Das sind die Gründe für seinen Ausbruch aus der Gesellschaft.

Das Ende ist sehr traurig, war jedoch zu erwarten...

Zum Sprachstil
Gibt es viel zu schreiben, mir fehlen jedoch fast die Worte , um das wiederzugeben, was der Autor da macht: ich fühlte mich sofort in Marius ein und hatte richtiggehend Mitgefühl mit ihm, ich wusste und konnte nachvollziehen wie es ihm geht und weshalb er handelt wie er handelt. Der Autor schreibt so was von empathisch...
Er wechselt immer wieder zwischen den Gedanken des Jungen und dem Äusseren Geschehen. Dabei unterbricht er sogar manchmal eine Situationsbeschreibung, um Marius's Gedanken einzuschieben, die oft auch nur aus einem Satz oder einem Wort bestehen.
Die Wortwahl ist nicht immer die "feine Art", aber immer zur Story und den handelnden Personen passend.

Fazit
Das Buch bekommt von mir 5 Sterne von 5 möglichen. Ich empfehle es zum Kauf. Es ist aus meiner Sicht ein Erwachsenenbuch, jedoch können auch gefestigte Jugendliche, vielleicht ab 16, die harte Kost verdauen - schliesslich darf man nicht vergessen, dass es auf einer wahren Begebenheit beruht.