Eine wahre Geschichte

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mama_liest_vor Avatar

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Der Baumschläfer erzählt eine Geschichte, die sich wirklich zugetragen hat. Der Stil des Schriftstellers war für mich etwas Neues, insofern, dass er hauptsächlich die Gedanken der Hauptfigur wiedergibt. Als Leser befindet man sich quasi im Kopf des Protagonisten und erlebt die Tragik der Geschichte mit seinen Gedanken verschmolzen mit. Man ist sofort mittendrin und kann nicht entfliehen.

Marius' Vater tötet seine nach einem Schlaganfall gelähmte Mutter mit Messerstichen und verletzt auch ihn schwer. Im Krankenhaus erholt er sich langsam körperlich von diesem Angriff, aber vom Trauma, das er mental erleidet, kann er sich nicht erholen. Im Jugendheim kann ihm niemand helfen, sodass er schließlich auf der Straße landet und sich dort durchschlägt. Immer darauf bedacht möglichst wenig mit Menschen in Berührung zu kommen. Nach mehreren Vertreibungen und Situationen in denen er missverstanden wird, zieht er sich schließlich in eine Eibe zurück und erfriert dort. Erst Monate später wird er zufällig gefunden.
Mich hat diese Geschichte zutiefst schockiert, betroffen und berührt zurück gelassen. Es ist unbeschreiblich, dass ein solch junger Mensch einfach durch unser soziales Raster fällt. Offenbar hat er das Vertrauen in die Menschen verloren und der Rückzug in die Natur hat ihm die verlorene Sicherheit gegeben. Das Buch hält uns auf schreckliche Weise einen Spiegel vor. Sehr sehr lesenswert.