Mutterseelenallein

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murphy12 Avatar

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Der Roman erzählt die letzten 3 Jahre des Teenagers Marius, ab seinem 14. Lebensjahr. Das Buch ist inspiriert von einer wahren Begebenheit- aber Fiktion.
Es beginnt dramatisch mit dem Tod der Mutter- ermordet durch den Vater, der in seiner Raserei auch den Sohn Marius schwer verletzt hat. Dieser hat seine Verletzung im Schock gar nicht bemerkt und rettet sich auf der Suche nach Hilfe für seine Mutter in ein Nachbarhaus. Für die Mutter kommt jede Hilfe zu spät. Der Vater kommt ins Gefängnis- dort verstirbt er. Marius kommt mit seiner jüngeren Schwester in ein Heim.
Die Vernachlässigung von Marius und seiner Schwester bestand vermutlich sein ganzes Leben lang. Der Vater ist Alkoholiker und gewalttätig. Die Mutter kann sich lange Zeit nicht gegen ihn erfolgreich zur Wehr setzen. Die Kinder reagieren auf diese ständige Ausnahmesituation unterschiedlich- jedes auf seine Weise ungesund. Marius zieht sich immer weiter in sich zurück. Er versucht seine Mutter zu schützen, hat mit ihr dann auch jeden Halt verloren. Die Geschwister sind sich fremd und suchen keine Nähe zueinander, geben sich keinen Halt. Marius spricht im Verlaufe des Buches immer weniger mit Menschen. Nur sein innerer Dialog mit sich selbst zeigt, was er eigentlich ausdrücken möchte. Er vertraut Erwachsenen nicht und wird in dieser Haltung immer wieder bestätigt. Niemand setzt sich nachhaltig und auch gegen seine abwehrende Haltung für ihn ein. Er läuft aus dem Heim weg und wird obdachlos. Er magert ab und friert. Schließlich stirbt er. Er wird nicht vermisst und erst spät gefunden.
Dieses Buch ist verwirrend, intensiv und tief traurig. Es ist eine Schussfahrt in den Tod, das genauso hart und in derber Sprache geschrieben ist, wie es für diese Thematik angemessen erscheint. Marius kann sich nicht selbst helfen- sieht auch oft die Gefahr nicht. Dritte versuchen ihm teilweise zu helfen. Dabei stellen sie sich aber auch nicht besonders geschickt an und geben bald auf. Es lässt sich kein Lichtstreif am Horizont erkennen.
Der Leser möchte sich von den Erwachsenen distanzieren und ich habe mich dabei erwischt, dass ich dachte: Da hätte ich mehr getan, tatsächlich geholfen. Aber ob es wirklich so gewesen wäre- wer kann das sagen?
Dieses Buch lässt mich desillusioniert, geschockt und in den Grundfesten erschüttert zurück.