Familiensaga, die das Herz berührt

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bücherwurm<3 Avatar

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Beeren pflücken ist ein Debüt Roman aus Kanada und beinhaltet 320 Seiten.
Das Cover stellt Blaubeerensträuche in sehr intensivem Blautönen dar. Es ist sehr passend zu dieser Geschichte, wenn man sie gelesen hat, stellt man fest, dass es gut zum Inhalt passt. Optisch ist es auf jeden Fall ein Hingucker für jedes Bücherregal. Die Hardcover Version gefällt mir persönlich sehr gut.
Der Leser wird in das Jahr 1962 versetzt. Es ist Sommer. Wie jedes Jahr reist die 7 köpfige indianische Wanderarbeiterfamilie aus Nova Scotia nach Main, um Blaubeeren zu pflücken und, um Geld zu verdienen. Dieses Jahr wird aber alles anders sein, das ahnen sie bei ihrer Ankunft aber erstmal nicht. Nach einigen Wochen harter Arbeit ist die 4-jährige Tochter Ruthie spurlos verschwunden. Ihr 6-jähriger Bruder Joe hat sie zuletzt auf ihrem Lieblingsstein gesehen, am Rande des Beerenfeldes. Nun, wo ist Ruthie denn hin? Keinem ist etwas aufgefallen. Ihr Verschwinden bleibt ungelöst und verfolgt die Familie fast 50 Jahre lang. Parallel wächst in einer wohlhabenden Familie in Boston ein Mädchen namens Norma auf. Der Vater ein Richter, beruflich viel beschäftigt, die Mutter sehr labil, sie wirkt nach außen sehr überfürsorglich, hat mehrere Fehlgeburten hinter sich, kämpft dauernd mit starken Kopfschmerzattacken. Norma wirkt nach außen hun glücklich, innerlich aber hat das Kind viele Sorgen, nachts wird sie von wiederkehrenden Träumen geplagt. Ihre Hautfarbe macht sie besonders, ihre Familie erzählt ihr, sie hätte italienische Vorfahren. Stimmt es? Je älter sie wird, da merkt sie, dass ihre Eltern etwas verheimlichen und sie fühlt sich eingeengt, wie in einem Käfig. Erfährt sie irgendwann einmal die Wahrheit oder bleibt dieses Rätsel um Norma ein Geheimnis für immer?
Das Buch wird aus 2 Perspektiven geschrieben. Einmal von Norma, ihre Kindheit, Jugend und das Erwachsendasein. Norma, die auf eigene Art und Weise stark, aber gleichzeitig sehr verletzlich wirkt und nach ihren Wurzeln sucht. Die zweite Person ist Joe, der sich dauernd Vorwürfe macht. Er fühlt sich sein ganzes Leben lang schuldig. Er kommt mit der Situation aus seiner Kindheit gar nicht klar. Es plagt ihn sein ganzes Leben lang. Auch nachdem er älter und krank wird, plagen ihn die Vorwürfe weiter. Er hat die Situation nie verarbeitet.
Es ist ein Roman über Verlust, Tod, Trauer, Angst, aber auch Liebe, Hoffnung und Zuversicht. Das Leben der indigenen Bevölkerung wird sehr bildlich dargestellt und auch ihre schwierige Situation in der Gesellschaft. Die Suche nach der Wahrheit im Leben der zwei so unterschiedlichen Familien und deren Schicksale liest sich sehr gut. Die Protagonisten sind sehr gut ausgearbeitet, sie wirken lebensecht und authentisch. Sie kämpfen mit ihren Gefühlen, zeigen aber dadurch die Stärke ihrer Persönlichkeiten. Das Ende finde ich aus meiner Sicht gut gelungen. Ich vergebe 4 Sterne und eine Weiterempfehlung.