Leider nicht mein Fall

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
evaliest Avatar

Von

Beeren pflücken von Amanda Peters habe ich aufgrund des schönen Covers bewundert und mich sehr gefreut, als ich es endlich lesen konnte. Doch die Vorfreude währte nicht lange, denn die Geschichte hat sich so gezogen! Ich weiß nicht, ob meine Erwartungen einfach zu hoch waren, oder ob ich nicht in der richtigen Stimmung für das Buch war, aber ich musste mich phasenweise fast schon selbst überreden, weiterzulesen. Ich habe länger darüber nachgedacht, woran das gelegen haben mag, und habe zwei Vermutungen:

Zum einen ist es so, dass das Buch aus zwei wechselnden Perspektiven erzählt wird, die jeweils zwischen zwei Zeitebenen wechseln. Als dann auch noch innerhalb einer Zeitebene die Dinge nicht unbedingt chronologisch wiedergegeben wurden, war ich ehrlich gesagt ein bisschen verwirrt. Verschiedene Perspektiven mag ich eigentlich ganz gerne, und das Buch profitiert auch davon. Aber ich muss leider zugeben, dass ich ein großer Fan chronologischen Erzählens bin und ich mir das hier auch gewünscht hätte. Klar wäre dann der Fokus etwas anders gelegen, aber die Geschichte hätte dennoch funktioniert und mich vermutlich wesentlich mehr berührt. Durch die ständigen Sprünge (sowohl zeitlich als auch personell) habe ich nämlich irgendwie keine wirkliche Bindung zu den Personen aufbauen können.

Zum anderen wird relativ früh klar, worauf die Geschichte hinausläuft. Also tatsächlich schon innerhalb der ersten Kapitel (ok, vielleicht sogar schon anhand des Klappentextes). Dadurch wird die Spannung von der Handlung in die Charaktere verlagert, was an sich ja gar keine schlechte Idee ist. Nur, wenn man - wie ich - mit den Charakteren so gar nicht warm wird und alles distanziert bleibt, dann funktioniert das halt nicht mehr.

Wirklich wirklich schade, denn die Geschichte klang so vielversprechend und ich hatte mir eine gelungene Erzählung zur Lebenssituation und den Alltagsproblemen des Stammes der Mi'kmaw erhofft. Natürlich kommen diese Elemente vor - es geht um Identität, Sucht, Gewalt, und mehr - aber sie können durch die zerstückelte Erzählweise nicht ihr volles Potenzial entfalten.