Sensibler Umgang mit Alltagsrassismus

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fruggielicious Avatar

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Beeren pflücken von Amanda Peters / Rezension 🌿

Das war mein erstes Buch der Autorin und mit einer Einschränkung hat es mich überzeugt und auch sehr berührt:

In Maine der 1960er Jahre verschwindet die kleine Ruthie spurlos. Die Mi’kmaq Familie aus Nova Scotia ist dort jedes Jahr für die Blaubeerernte. Nach dem tragischen Verlust der kleinen Tochter begleiten wir ihren Bruder Joe als Ich-Erzähler und erfahren, wie es für die Familie weiterging. Unsere andere Ich-Erzählerin ist Norma, die behütet mit ihrer stark kontrollierenden Mutter und dem Vater, zu dem sie keine rechte Beziehung hat, aufwächst. Norma fühlt sich nicht recht zugehörig und hat immerzu Träume, die sie nicht versteht…

Das Buch hat mir sehr gut gefallen! Der Schreibstil ist sehr einnehmend und auch leicht zu lesen und die Geschichte ist eine starke Stimme gegen Rassismus! Der Klappentext könnte einen gewissen Krimi Charakter nahelegen, aber dem war nicht so. Die Auflösung als solche ist nicht überraschend und es gibt auch keine Ermittlungen zum Verschwinden in dem Sinne.
Das Buch hat allerdings einige emotionale Höhepunkte, die mich auch zum Weinen gebracht haben.

Eine Sache, die ich nicht perfekt gelöst und nicht hinreichend aufgearbeitet finde, ist der Umgang mit der Tatsache, wie Joe sich aufgrund der vielen Traumata entwickelt hat. Wer das Buch gelesen hat, weiß, was er so gemacht hat und innerhalb der Geschichte wird das für mein Gefühl verharmlost bzw. eben mit Trauma entschuldigt. Dabei kann es lediglich als Erklärung dienen und keineswegs als Entschuldigung. Mehr kann ich nicht sagen, ohne zu spoilern. Ich hätte mir da etwas mehr gewünscht, auch wenn es nicht der Fokus der Geschichte war.

Ansonsten war es insgesamt eine tolle, berührende Geschichte! Die Darstellung von insbesondere Alltagsrassismus ist sensibel, gut gelungen und weiterhin brandaktuell.

Macht Euch gern ein eigenes Bild!

4/5 ⭐️⭐️⭐️⭐️