Traurig schön

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peppermintpatty Avatar

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Dieses Buch ist traurig, aber auch irgendwie schön. Es geht um eine Mi'kmaq-Familie aus Nova Scotia, die als Wanderarbeiter leben. Das ist allein schon interessant, weil man von der indigenen Bevölkerung Kanadas nicht oft etwas zu lesen bekommt.

Im Sommer 1962 waren sie in Maine beim Beerenpflücken, als plötzlich die kleine Ruthie fehlt. Ruthie war erst vier Jahre alt und verschwindet spurlos. Die örtlichen Behörden kümmert das Fehlen eines Mi'kmaq-Kindes nicht besonders, aber ihre Familie ist verzweifelt. Besonders ihr Bruder Joe fühlt sich verantwortlich. Hätte er nicht aufpassen müssen?

50 Jahre später ist Joe schwer krank und erzählt aus seinem Leben, das immer von seinen Schuldgefühlen überschattet war. Und parallel erfährt man von Norma, die streng behütet in Maine aufwächst. Die Fürsorge ihrer Mutter ist schon fast krankhaft.

Joes und Normas Geschichten wechseln sich ab und sind tatsächlich gleichermaßen interessant. Sie erzählen vom Leben in den 60ern, von Familienzusammenhalt und Trauer, auch von Rassismus, Existenzängsten und Obsessionen. Die Atmosphäre ist schwermütig und intensiv. Es bildet sich eine tragische Familiengeschichte mit Thrillerelementen heraus, die traurig ist, auch ein bisschen gruselig, dabei aber trotzdem Warmherzigkeit vermittelt.

Die Sprache ist sehr schön, einfühlsam und bildhaft. In dieses Buch kann man sich fallen lassen, taucht ab in eine originelle Art kuscheligen Grusel. Es hat ein paar Längen, aber Ich mag es sehr.