ein bewegendes Leben

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straßenprinzessin Avatar

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Worte für dieses Buch zu finden ist fast unmöglich. Sehr oft ist das Schicksal von Tara und von ihrer Familie einfach nur unfassbar, teilweise fast schon unglaublich. In 3 Abschnitten erzählt Tara von ihrem Leben in ihrer Kindheit bis hin zu ihrem (Bildungs-)Abschluss und dem Bruch ihrer Familie, ihres alten Lebens, ihrer vermeintlichen Religion. Dabei, und das finde ich unglaublich schade, weil der Anfang so toll war, ist sie sehr oft unglaublich nüchtern. Sie gesteht zwar ihre Gefühle für die ablaufende Situation ein, Zweifel, Wut, Trauer und oft auch Schmerz aber nach ein paar netten Worten scheinen ihre Gefühle an Bedeutung verloren zu haben. Gerade am Anfang hat sie ihre Geschichte so poetisch schön erzählt. Man konnte ihre Welt direkt aus ihren Kinderaugen sehen. Leider hatte ich beim weiteren Verlauf das Gefühl, dass dies ein wenig verloren gegangen ist. Immer mehr wurde es ein runter rasseln unglaublicher Geschichten, dessen Ausgang einer heldenhaften Actionstory gleicht.
Während des Lesens habe ich öfters einen Blick auf den Klappentext geworfen, einfach weil ich irgendwie ganz andere Erwartungen hatte. Ich hatte nicht das Gefühl das Bildung sie aus ihrem Leben befreit hat, sondern eher die Sturheit und Ausgrenzung ihrer Eltern. Hätten sie nur akzeptiert dass Tara studiert, hätten vermutlich all die anderen Kränkungen, falschen Erwartungen und fanatischen irrsinnigen Dinge weiter ihren lauf genommen. Sie wäre vermutlich eine unglaublich gebildete Frau geworden, die, wenn sie weiterhin Zugang zu ihrer Familie gehabt hätte, immer noch den Knecht auf Buck Peak gegeben hätte.
-Es ist merkwürdig, wie viel Macht über dich du den Menschen gibst, die du liebst, ..- (Seite 278)
In 40 Kapiteln, die im durchschnitt 11 Seiten lang sind, muss Tara sehr viel er-(über)leben und bis zum Schluss hatte ich das Gefühl, dass dieser Satz nach wie vor sehr prägend und zutreffend ist. Die letzten Seiten finde ich zwar super Erkenntnisreich für sie, doch leider nicht ganz so überzeugend. Ich glaube die familiäre Geschichte um Tara Westover ist noch lange nicht abgeschlossen und deswegen endet dieses Buch leider mit einem nicht ganz so guten Gefühl aber fest gedrückten Daumen für T. Westover, dass sie in ihrem Leben nur noch viel Glück und eine liebevolle Umgebung erfährt.
Das Cover finde ich auf den zweiten Blick sehr schön. Man hat gleich Tara auf ihrem Berg -Buck Peak- vor Augen und den Titel. Der Stift hingegen unterstreicht den Untertitel super passend. Es ist eine sehr schöne Verbindung von Bild und Titel und ergeben zusammen ein schönes Cover.
Der Schreibstil ist sehr angenehm, auch wenn die Geschichten oft sehr furchtbar sind. Ein bisschen Schade jedoch finde ich, dass der poetische Schreibstil am Anfang mit zunehmender Seitenzahl verloren gegangen ist. Vielleicht liegt es aber auch an den zunehmenden erschreckenden Situationen.
Alles in allem finde ich dieses Buch unglaublich schwer zu bewerten. Trotz diesem schwierigen Thema ist T. Westovers Buch gut zu lesen und ihre Geschichte ist eben ihre Geschichte, niemanden steht zu, diese zu bewerten.