Schonungslos offen

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savashanim Avatar

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Tara Westover wurde als jüngstes von sechs Kindern in eine streng gläubige Mormonenfamilie in Idaho geboren. In ihrem autobiographischen Roman beschreibt sie sehr ehrlich, wie ihr Leben als Mädchen in dieser Familie war und wie sie es letzten Endes doch geschafft hat, sich von ihrer Herkunft und ihrer Familie zu emanzipieren.
Taras Vater ist ein verblendeter, extrem gläubiger Mann und Familienvorstand, der sich seine eigene Wahrheit zusammenspinnt und seine Kinder in seinem Glauben erzieht. Dem Staat traut er nicht über den Weg und er rüstet sich für den Weltuntergang. Seine Kinder gehen folglich nicht zur Schule und auch Ärzte und Krankenhäuser sieht er als Jünger der Illuminaten. Dies führt dazu, dass auch bei schweren Unfällen einzig Gottvertrauen und die Kräuterheilkunde seiner Frau als Heilung genügen müssen. Mit 16 beschließt Tara gegen den Willen ihrer Eltern aufs College zu gehen und lernt dabei, dass die Welt sehr viel größer und reichhaltiger ist, als ihr Berg in Idaho.
Ich hatte beim Lesen immer den Eindruck, dass Tara Westover das Schreiben auch als Therapie genutzt hat. Die Geschichte ihres Lebens ist grausam und hat mich mehr als einmal sprachlos und wütend gemacht. Es ist erstaunlich, dass sie es aller Widrigkeiten zum Trotz geschafft hat, ihren Weg zu gehen. Die Beschreibungen ihrer Erlebnisse und ihrer Gefühle ist total offen, so dass es bei allem Ärger über die Geschehnisse auch immer nachvollziehbar bleibt, warum sie wie handelt.
Dieses Buch sollten alle Menschen lesen, die schnell mit Urteilen sind und nicht verstehen können, warum sich misshandelte Menschen nicht einfach aus ihrer Familie lösen können.
Ich jedenfalls war begeistert und freue mich darauf, weitere Bücher aus der Feder von Tara Westover zu lesen.



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