Was (Schul-)bildung bewirken und verändern kann

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inkognita Avatar

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Zum Inhalt:
Tara Westover wächst in den Bergen Idahos bei einer Mormonenfamilie auf. Der Vater hat klar das Sagen, die Mutter - und vor allem die Töchter haben nur wenig bis nichts zu melden. Schulbildung ist verpönt und wird als Einmischung seitens der Regierung gesehen. Der Hausunterricht findet nicht statt, und Gerwalt und harte Arbeiten am Schrottplatz der Familie gehören zur Tagesordnung. Tara versucht, sich mit Hilfe der Bildung heruaszulösen aus dem Familienkonstrukt, ohne die Familie jedoch ganz verlassen zu wollen.

Meine Meinung:
Nach der Leseprobe bin ich davon ausgegangen, dass das Mormonentum im Vordergrund dieser Geschichte steht. Und obwohl es die Geschichte prägt, geht es hier doch klar um die Macht der Bildung. Tara ist ein mutiges Mädchen, das versucht, ihr Leben zu leben und sich aus alten Mustern zu befreien, indem sie lernt und sich bildet. Von daheim wird ihr das erschwert, wo und wie es nur geht. Man merkt, wie lange sie in den alten Denkmustern verharrt, die Gewalt seitens der Familie erträgt, ihre Verwandtschaft in Schutz nimmt, eigentlich nur geliebt werden will und drückt ihr die Daumen, dass sie es endlich schafft, sich zu lösen. Wie sie dann schließlich ihren Weg geht, ist bewunderswert. Enttäuschend fand ich vor allem ihre Mutter, die mit falschen Versprechungen und Lügen versucht, Tara in der Familie zu halten. Von ihr hätte man erwartet, dass sie mehr Stärke zeigt, Unrecht erkennt. Schön herausgearbeitet wurden in der Biographie die Charaktere der Geschwister- man kann nachvollziehen, warum sich manche von der Familie abnabeln konnten, während andere es nie geschafft haben.

Fazit:
Anfangs war ich etwas enttäuscht, als das Mormonentum in den Hintergrund rückte. Aber je mehr ich in Taras Geschichte eintauchte, desto mehr fesselte sie mich. Ich fand den Schreibstil spannend. Die Personen wurden so geschildert, dass ich sie mir gut vorzustellen vermochte. Ich konnte mir sowohl ein Bild vom Schrottplatz, als auch von der Universität machen. Das letzte Drittel das Buches habe ich schließlich verschlungen.
Den Titel finde ich sehr gut gewählt, und auch das Cover ergibt nach dem Lesen Sinn - die Berge Idahos und der Bleistift kombiniert zu einer Illustration fassen die Geschichte toll zusammen.