Familiengeschichte(n)

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justm. Avatar

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„Bei euch ist es immer so unheimlich still“ ist die Geschichte zweier Frauen: Mutter und Tochter. Aber es ist auch die Geschichte einer ganzen Familie. Und eine Geschichte voller Konflikte und Geheimnisse. Großer und kleiner, offener und nie offenbarter.
Und es ist, was mir erst erschreckend spät klar wurde, eine Art Fortsetzung bzw. Vorgeschichte des ersten Buches der Autorin: Alena Schröders „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“.
Allerdings möchte ich behaupten, daß man es nicht gelesen haben muß, um sich in diesem, neueren Buch zurecht zu finden. Denn obwohl ich das erste Buch gelesen habe und gut fand, ist es zu lang her, als daß ich mich noch an dessen Inhalt erinnern konnte. Und so war es mehr oder weniger Zufall, daß ich entdeckt habe, daß wir auch in diesem Buch wieder bei der selben Familie „zu Gast“ sind.

Unabhängig von dieser Fortsetzungs-Thematik und einer möglichen Debatte, ob es dieser gebraucht hätte, hat mir „Bei euch...“ gut gefallen. Und das obwohl ich historischen Romanen wenig abgewinnen kann und mich eben auch nicht mehr en detail an das erste Buch erinnern konnte.

Vielleicht hat es mir gefallen, weil es Alena Schröder einfach gut gelungen ist ihre beiden Erzählstränge, einer fest verankert im Jahr 1989, der andere wanderte in den Jahren 1951 immer weiter voran, miteinander zu verbinden und so eine Art Familiengeschichte, der etwas anderen Art zu erzählen: Es ist eine Familiengeschichte, eine Geschichte über Mutter-Tochter-Dynamiken, über gesellschaftliche Konventionen und wie schwer es sein kann, sich diesen zu stellen oder sich über sie hinwegzusetzen, über den Ausbruch aus starren Strukturen, Geheimnisse und den zum Teil daraus resultierenden (Lebens)lügen. Eine Geschichte über (Ver)schweigen und den fehlenden Mut miteinander zu reden. Und damit auch gleichzeitig eine Geschichte, die Augen öffnet und versucht Mut zu machen. Vielleicht aber auch einfach eine Geschichte, die zeigt, wie fortschrittlich die Gesellschaft geworden ist. Oder eben leider nicht.

Schröders Erzählstil ist leicht, modern und nie anstrengend. Ich hab die Geschichte einfach gern gelesen! Auch weil gerade der Erzählstrang im Jahr 1989 mit so vielen kleinen Details, vor allem in Hinblick auf die Musik, gespickt war, daß es sich „echt“ anfühlte.

Dennoch ist es ein Buch bei dem mir ein wenig die Höhepunkte gefehlt haben: Es gab weder Ausbrüche nach oben, noch nach unten. Und auch das Ende war eher abrupt. Und doch irgendwie passend. Beinahe schon versöhnlich. Und manchmal ist das ja schon alles, was es braucht.