Heimkehr

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gabriele 60 Avatar

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Alena Schröders zweiter Roman hat mir – vor allem zu Beginn – sehr gefallen. Es gelingt ihr gut, das Leben im schwäbischen Dorf darzustellen. Hier ist nicht das eigene Leben wichtig, sondern das, was „die Leut“ denken.

Kein Wunder also, dass Silvia, das Mädchen aus gutem Haus, eines Tages das Weite suchte. Doch das Leben mit einem unehelichen Kind in einer Berliner Kommune ruft nach mehr Ordnung und Beständigkeit, weshalb sie in die heimatliche Enge zurückkehrt und merkt, dass sich dort im Laufe der Jahre nicht viel verändert hat. Die Mutter schafft es nach wie vor kaum, ihre Emotionen zu zeigen. Auch kann sie nicht verstehen, wie Silvia mit ihrem Kind umgeht.

Silvia dagegen will Hannah gegen alle Einwände eine liebevollere Erziehung angedeihen lassen. Die Erinnerungen an ihre Tante Betty, die so ganz anders war als ihre sonstigen Verwandten, helfen ihr dabei, zu sich selbst zu stehen.


Mich hat das Buch, das so authentisch wirkt, teilweise amüsiert und vor allem gut unterhalten. Es zeigt, wie die Menschen an Konventionen gebunden sind und wie schwer es ist, sich von diesen zu lösen.

Der Roman spielt auf zwei Ebenen. Er beginnt kurz nach dem zweiten Weltkrieg und lässt uns an Evelyns Träumen teilhaben, die sich allerdings mit der Geburt der heiß ersehnten Tochter zerschlagen. Silvias Kindheit ist nicht das Gelbe vom Ei, weder für die Mutter, noch für die Tochter. Die Gefühle der Protagonisten sind dabei nachvollziehbar dargestellt. Auch der Zeitgeist wird deutlich. Abwechselnd kommen wir nach 1989, das Jahr, in dem Silvia nach Hause zurückkehrt und das mit dem Mauerfall endet.

Leider hat die Autorin das letzte Drittel des Buches etwas überfrachtet. Schön, dass sie an die deutsch-deutsche Geschichte erinnert, doch all das, was sie beschreibt, hätte auch in einem anderen Jahr stattfinden können.


Für mich war es der zweite Roman von Alena Schröder. Erst die am Ende des Buches abgedruckte Leseprobe zu „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“, ihrem ersten Roman, weckte die Erinnerung daran, dass schon damals das gleiche Personal Bezüge zur deutschen Geschichte herstellte. So könnte man „Bei euch ist es immer so unheimlich still“ als Ergänzung zum Erstgenannten sehen, obwohl es sich ganz unabhängig davon lesen lässt und wunderbar unterhält.