starke Frauencharaktere

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Alena Schröders neues Buch "Bei euch ist es immer so unheimlich still" führt den Leser zum einen in die Nachkriegszeit bis Anfang der 70er Jahre und in das Jahr 1989 kurz vor der Wende. Wie schon in ihrem Vorgängerbuch erfolgt mit jedem Kapitel ein Wechsel in einen der beiden Zeitstränge.

Ich habe mich sehr gefreut auf dieses Buch. Denn der Leser begegnet bekannten Protagonisten aus dem Buch "Junge Frau, am Fenster sehend, Abendlicht, blaues Kleid". In dem neuen Buch steht die Geschichte und die Beziehung von Evelyn und ihrer Tochter Silvia im Mittelpunkt. Aber auch Betti, Evelyns Schwägerin, spielt eine zentrale Rolle in diesem Roman.

Für mich war es sehr spannend zu lesen, welche Erwartungen der Gesellschaft Frauen in der Nachkriegszeit/Anfang der 50er Jahre zu erfüllen hatten bzw. erfüllen sollten. Spannend empfand ich dabei, die immer mehr auseinander driftenden Lebensweisen von Evelyn und Betti. Evelyn die sehr bemüht ist nicht zum Dorfgesprächsthema zu werden und Betti die für die damalige Zeit mit den Regeln bricht und ihren Drang nach Freiheit auslebt. Und dabei sind beide Frauen immer wieder gefangen in den gesellschaftlichen Pflichten und Erwartungen. Nie wird auch nur ansatzweise gefragt, was die Frauen eigentlich wollen. Zentrale Themen dieses Buches sind die Eigenständigkeit von Frauen, sei es bei der Rückkehr in den Beruf nach der Geburt eines Kindes, das eigenständige Leben der Frau ohne einen Mann an ihrer Seite, das Verarbeiten von Kriegstraumata und die Rolle innerhalb der Familie.

Der Schreibstil von Alena Schröder hat mich wieder sofort in die Geschichte gezogen. In den Kindheitsszenen von Silvia konnte man die Stille zwischen ihr und ihrer Mutter förmlich spüren. Das Buch ist sehr dicht erzählt und macht es durch die Zeitstränge sehr abwechslungsreich.

Dieses Buch ist für mich ein Buch mit starken Frauencharakteren. Gleichzeitig zeigt es welche Schritte in der Emanzipation bis in unsere heutige Zeit erfolgt sind, die wir für ganz selbstverständlich halten. Ein absolut lesenswertes Buch. Auch wer das Vorgängerbuch nicht kennt, kann dieses Buch problemlos lesen.