Auf den Spuren des Großvaters

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
timphilipp Avatar

Von

Dieser Roman spricht all diejenigen mit Interesse an Familiengeschichten an. Ich finde ihn sehr gelungen.
Worum geht es? Frank, Anfang 40, hadert mit seinem eigenen Leben. Studiert ohne einkömmliche Anstellung, noch während der Schwangerschaft von seiner Freundin verlassen, nur selten persönlichen Kontakt zum Sohn, der eigene Vater eher verschlossen bzgl. seiner familiären Herkunft, von der verheirateten Geliebten schließlich dazu gedrängt, der Familiengeschichte auf den Grund zu gehen. So beginnt Frank eine Rundreise zu einigen der elf Geschwister seines Vaters und lässt sich von ihnen deren Erinnerungen an einen Vater erzählen, die sie ihm fast schon als Anekdoten präsentieren und bei ihnen durchaus auch voneinander abweichen, denn jeder hat seine ureigene Sicht von den Eltern. So erfährt er, dass sein Großvater nach dem Zweiten Weltkrieg als Zechenhilfsarbeiter mit seiner Ehefrau und den zwölf Kindern in beengten und ärmlichen Verhältnissen in dem Zechendorf Selm-Beifang gelebt hatte. Hunger und Gewalt gegenüber den Kindern sind an der Tagesordnung, alle sind als Asoziale verschrien. Doch ist einer von ihnen in Not, so halten sie zusammen, auch später noch. Eine Frage besonders treibt Frank um – wie haben die Kinder, insbesondere sein Vater, das aushalten können? Und haben die traumatischen Erlebnisse seiner Angehörigen Spuren auch in den nachfolgenden Generationen, also auch bei ihm selbst, hinterlassen? Ob er hierauf Antworten erhält, sollte jeder selbst lesen. Überaus lesenswert ist das Buch allemal.