Familienbande

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rinoa Avatar

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Als Frank beim Umzug seiner Eltern auf eine rote Holzkiste seines Großvaters Winfried stößt, will er mehr über diesen erfahren. Wie war es, in der Zechensiedlung Beifang in der Nachkriegszeit zwölf Kinder in Armut und der Enge eines kleinen Häuschens großzuziehen? Da sein Vater schweigt, macht sich Frank auf Spurensuche bei seinen zahlreichen Onkeln und Tanten.

Zunächst einmal hat mir der Schreibstil des Autors wirklich gut gefallen, das Buch ist angenehm zu lesen und durch viele kurze Absätze kam ich sehr schnell voran. Im Grunde passiert gar nicht so viel, man begleitet Frank auf seinen Treffen mit den diversen Geschwistern seines Vaters und erfährt so nach und nach Einiges über das Leben in sehr schwierigen Verhältnissen. Wie prägend diese waren lässt sich schnell erahnen und jeder muss(te) seinen eigenen Weg finden, damit umzugehen.

Die Vergangenheit wird dabei nicht linear erzählt, vielmehr setzt sie sich aus vielen verschiedenen Anekdoten zusammen, die teilweise aber auch unterschiedlich erinnert werden, sodass man letztendlich nie ganz sicher sein konnte, was nun stimmt oder nicht.

Das war auch so ein bisschen das Problem, das ich während des Lesens hatte. Denn ich fand es auf der einen Seite wirklich spannend und interessant zu verfolgen, wie sich die Leben der Geschwister trotz oder wegen dieser doch sehr rauen und harten Kindheit entwickelt hat. Und auch, dass man manchmal vielleicht einen Blick von außen braucht, um manche Dinge zu erkennen.
Auf der anderen Seite waren es mir aber auch zu viele lose Fäden und ich trieb so ein bisschen durch die Geschichte, ohne richtigen Halt zu finden. Am Ende hat mich das Buch doch etwas ratlos zurückgelassen.

Während der Lektüre hat mir „Beifang“ zwar wirklich gut gefallen, ich denke allerdings nicht, dass die Geschichte bei mir lange nachhallen wird. Denn obwohl teilweise wirklich schlimme Zustände beschrieben werden, konnten mich diese nicht so ganz berühren, ich kam mir eher vor wie ein distanzierter Zuschauer. (Möglicherweise liegt das auch daran, dass ich unter ganz anderen Umständen und zu einer ganz anderen Zeit aufgewachsen bin.)

Trotzdem würde ich das Buch weiterempfehlen, denn ich kann mir durchaus vorstellen, dass es anderen Lesern anders geht und die Beschäftigung mit der Geschichte hilft, mal wieder den Blick auf das Wesentliche und Wichtige im (eigenen) Leben zu richten.