Impressionen aus der Zechensiedlung

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isaba Avatar

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Martin Simons war mir bisher unbekannt, hat sich nun mit "Beifang" in meinem Bücherschrank jedoch einen festen Platz geschaffen.

Frank Zimmermann lebt ein unstetes Dasein: Ohne regelmäßigen Job und ohne Kontakt zu seinem Sohn lebt er allein in Berlin und trifft lediglich alle paar Wochen seine Geliebte. Als seine Eltern das Elternhaus verkaufen, trifft ihn dies unerwartet schwer und seine Geliebte bringt ihn auf den Gedanken, nach seiner Herkunft zu forschen.

Sein Vater schwieg sich über die Vergangenheit in der Zechensiedlung seiner Kindheit aus und so beginnt Frank eine Reise zu den Geschwistern des Vaters, um mehr über seine Vergangenheit zu erfahren. Nach und nach und nicht immer übereinstimmend hört er von der schweren Kindheit seines Vaters und dem Leben der bettelarmen Großfamilie in dem kleinen Zechenhaus in Selm Beifang.

Martin Simons schreibt nüchtern und sachlich und fängt den Leser gerade damit schnell ein und transportiert damit die Trostlosigkeit der Geschichte seiner Hauptfiguren. Weil ich den Ort Selm selbst sehr gut kenne, habe ich die Schauplätze vor dem inneren Auge, was dem Abtauchen in den Verlauf der Geschichte natürlich sehr zuträglich ist. Der Autor hat es wunderbar verstanden, Selm in seinen Facetten damals und heute in die Geschichte einzubringen.

Die Geschichte der Familie ist keine leichte Kost, sondern regt sehr zum Nachdenken an: wie Familie trotz Widrigkeiten funktioniert, wie erlebte Traumata in nachkommenden Generationen nachwirken und wie jeder einzelne eine individuelle Wahrheit der eigenen Vergangenheit hat.

Mit "Beifang" hat Martin Simons mir einige interessante Lesestunden bereitet, so dass ich das Buch absolut weiter empfehle.