Topographie (s)einer Kindheit und Spurensuche

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signalhill Avatar

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"Beifang" von Martin Simons ist ein eher unscheinbarer, jedoch wortgewandter und geistreicher Roman, der sicher viel Autobiographisches in sich trägt. Simons erzählt von einer Kindheit, von seinder Kindheit möglicherweise auch. Durch einen Fund im Elternhaus werden Fragen aufgeworfen, und Rätsel wollen gelöst werden.

Frank, der Ich-Erzähler, stammt selbst aus dem Ort Beifang und hat sich bisher nicht viel aus Elternhaus und der Familie gemacht. Doch nun, wo das Haus verkauft wird, wird er sich erst der Lage bewusst, denkt zurück an seine Kindheit, und auch das Haus gewinnt nun an Bedeutung. Dass Frank mit seinem eigenen Leben hadert, dass er fast bindungsunfähig scheint, dass er nicht zufrieden ist - könnte dies sogar mit seiner Familiengeschichte zusammenhängen oder zu erklären sein? Frank macht sich auf Spurensuche mit Hindernissen, denn von seinem Vater sind keine Auskünfte zu erwarten...

Leser und Leserinnen im Alter des Autors oder gar älter werden möglicherweise viel Bekanntes in "Beifang" erkennen. Eine Generation, deren Eltern und Großeltern den Krieg miterlebt haben, haben dieses Erbe getragen, oft auch unbewusst. Ich konnte mich daher gut in Frank und seine Probleme sowie seine Familiengeschichte hineinversetzen. Oft fühlte ich mich getroffen und betroffen.

Frank, der Ich-Erzähler, hat Antworten gesucht und dabei recht viel Beifang mitbekommen, den man nicht so wie die Fischer einfach wieder ins Meer werfen, kann. Aber Frank hat Antworten bekommen, viele andere haben dies nicht, weil doch so viel verschwiegen wurde.

"Beifang" scheint vom Cover her ein Roman, der nicht auf den ersten Blick beeindruckt. Er wird daher vielleicht weniger Beachtung finden, als ihm gebührt. Der Roman ist eher für Leserinnen und Leser ab ca. 50 Jahren zu empfehlen.