Wann ist man ein guter Vater?

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suse9 Avatar

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Dieser und weiterer Fragen geht der Roman „Beifang“ nach. Frank hat Schwierigkeiten, seinen Platz im Leben zu finden. Es geht ihm gut, hält er sich doch mit dem Verfassen von Werbetexten über Wasser. Mehr als das will er aber auch nicht. Keine Ambitionen, Träume oder Leidenschaften, weder Familie noch richtige Freunde. All dies ist ihm im Laufe der Jahre abhandengekommen. Es wird Zeit, den Grund dafür zu suchen, und der liegt in der Vergangenheit seines Vaters – so scheint es.

Die Geschichte beginnt interessant und hat Potential. Der Autor nimmt den Leser mit in eine Welt, die fremd und undurchsichtig ist. Der Schreibstil gefiel mir gut. Er war schnörkellos, eigen und lies genug Raum für Zwischentöne. Nicht alles wurde ausgesprochen, Manches nur angedeutet, was das Lesen bereicherte. Ich las das Buch an einem Tag und war nicht bereit, es für längere Zeit aus der Hand zu legen. Dennoch weiß ich jetzt am Ende nicht so richtig, ob es mir gefiel oder nicht. Die Charaktere waren gut beschrieben, glitten mir aber durch die Finger. Es gab viele Grautöne, realistische Dialoge und nachvollziehbare Episoden, aber auch viel Ungelöstes und Nichtgesagtes. Ja, so ist das Leben – es gibt nicht für alles eine Lösung. Deshalb mag ich auch offene Enden im Roman. Hier allerdings fühlte ich mich teilweise alleingelassen und überfordert. Dem Buch – und vor allem mir – würde es guttun, darüber ins Gespräch zu kommen.

Ich vergebe 3 Sterne, da „Beifang“ ein gut geschriebener Roman ist, der zum Gedankenaustausch und zur Eigenreflektion einlädt, mich aber ein wenig verloren zurücklässt.