Gesellschaftskritik und Banalitäten der Pubertät

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Die norwegische Autorin Linn Skåber hat für „Being Young“ Gespräche mit Teenagern geführt und ihnen Fragen zu ihren Gefühlen, Beziehungen zu anderen Personen, Hoffnungen, Wünschen und Ängsten gestellt. Diese Gespräche hat sie literarisch in Form von Monologen verarbeitet und der jungen Generation damit eine poetische, eindringliche Stimme gegeben. Dabei kommen zwar auch Themen zur Sprache, die die heutige Generation von Jugendlichen insbesondere betreffen, z.B. Corona oder der Klimawandel, vor allem aber geht es um die ewig gleichen Themen: Unsicherheit, Unbeholfenheit, verletzte Gefühle, Erwachsenwerden und auch Frust und Resignation, weil man bei Erwachsenen auf Unverständnis stößt.

Ich kann mir vorstellen, dass viele beim Blick auf dieses Buch die Nase rümpfen werden, dies aber in meinen Augen völlig grundlos. Nicht alle Texte sind gelungen, hier hängt es aber sicher vom persönlichen Hintergrund ab, in welchen davon man sich besonders wiedererkennt. Gerade, weil die besprochenen Themen so zeitlos sind, wird man sich durch den einen oder anderen Text in die eigene Jugend zurückversetzt fühlen. Jugendliche Leser werden sich vermutlich in besonderem Maß in den Texten wiedererkennen und sich vielleicht weniger allein und frustriert fühlen. Wenn tatsächlich jemand mit den geäußerten Problemen so gar nichts anfangen kann, zeigt das vielleicht nur, dass er Teil der Probleme ist, mit denen Jugendliche heutzutage konfrontiert werden.

Trotz der weitgehend gelungenen Inhalte finde ich, dass die Autorin mit ihrem Übermaß an Pathos, das sich schon im Vorwort zeigt, die Aussagen der Jugendlichen etwas erstickt hat und diese teilweise unauthentisch klingen lässt. Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Illustrationen von Lisa Aisato, die ich mit dem leicht verträumten Stil eigentlich sehr gelungen finde – zumindest waren sie es, die meinen Blick auf sich gezogen und mich in der Leseprobe schließlich überzeugt haben, dem Buch eine Chance zu geben. Manchmal aber, wenn die Mimik allzu wild ist, wirken die Bilder mehr wie Comics, dabei wäre gerade bei diesem Buch ein stärkerer Fokus auf Gefühlen passender. Es entsteht sonst zu schnell der Eindruck, dass die Aussagen der Jugendlichen ins Lächerliche gezogen werden. Schließlich noch eine kleine Anmerkung: In Geschichte Nr. 21 geht es darum, dass eine Freundin eine viel zu teure Skiausrüstung bekommt. Hier fehlt mir ein Hinweis auf entsprechende Euro-Preise, weil man damit sonst nichts anfangen kann. Natürlich ist es nicht viel Arbeit, den Wechselkurs zu googlen, aber noch weniger Arbeit wäre es gewesen, die Information einfach im Buch einzufügen.

In „Being Young“ gehen Reflexionen über komplexe gesellschaftliche Probleme und die Banalitäten der Pubertät Hand in Hand. Insgesamt finde ich es empfehlenswert, kann mir aber vorstellen, dass die meisten Interessierten sich aufgrund des hohen Preises scheuen werden, ihm eine Chance zu geben.