Das ganz normale andere Indien

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kleng4 Avatar

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Rahel Rainas Debütroman führt uns direkt in die brütende Hitze Neu-Dehlis. Es ist die Geschichte des jungen Inders Ramish. Er wächst als ungeliebter Sohn eines Teeverkäufers in den Straßen der Riesenmetropole ohne wirkliche Hoffnung auf eine bessere Zukunft auf. Ja nur der Traum davon scheint schon überheblich und nicht erlaubt. Doch Ramish gibt nicht auf und schafft es tatsächlich bei den All Indias (die großen, landesweiten Tests in Indien für die Studiumzulassung) unter die besten 10.000. Eigentlich stünde ihm nun die Welt offen. Aber mal wieder zeigt sich das in Indien vor allem Korruption und Vetternwirtschaft nötig sind um weiter zu kommen. Ohne Stipendium muss er neue Wege finden um an Geld zu kommen. Und was liegt näher als das korrupte System mal für sich zu nutzen. Als "Bildungsberater" schreibt er ab jetzt die All Indias für die Reichen und nicht ganz so Klugen. Für Geld ist in Neu-Dehli schließlich alles zu haben. Als er für seinen neuen Schützling Rudi diesmal sogar der Landesbeste wird, ändert sich nicht nur dessen Leben von einem Moment auf den anderen, sondern auch seines. Denn eines ist Gewiss, er wird seinen Teil vom Kuchen abbekommen. Doch natürlich kann nicht alles glatt gehen. Mit Entführung musste man ja eigentlich rechnen, aber eine unbestechliche Beamtin...
Der Autor schafft es einen in ein Indien mitzunehmen in dem lachen und weinen, arm und reich, neu und alt so nah beieinander sind. Mit seiner unglaublich trockenen Art schafft er es Gesellschaftskritik in einem lustigen Buch auf den Punkt zu bringen. Kleines Beispiel: Während ganz Indien ausflippt und den All India Champion feiert, wird nur mal nebenbei erwähnt, das er eigentlich nur zweiter geworden ist. Aber ein Moslem kann nun mal nicht besser sein als ein Hindi aus gutem Hause.
Wer Sarkasmus, Witz und ein tolle Geschichte liebt ist hier genau richtig. Wer eher auf Bollywood steht, wird wohl etwas enttschäuscht werden.
Für sein nächstes Buch hat sich der junge Autor auf jeden Fall die Latte sehr hoch gelegt.