Eine patzige Anklageschrift

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sursulapitschi Avatar

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So ein Buch kann nur ein Inder schreiben. Jeder andere müsste sich üble Rassismusvorwürfe gefallen lassen.

Hier erzählt Ramesh von seinem verkorksten Leben, wie er Assistent eines Showstars wurde und wie er im Gefängnis landete, wie sein Vater ihn als Kind geprügelt hat und wie er Tricks anwenden musste, um in die Schule gehen zu können. Ramesh ist wütend auf alles, seinen Vater, seinen Boss, seine Umgebung und eigentlich auf ganz Indien.

„Mein Indien riecht nach Scheiße. Es riecht wie etwas Ekeliges, Verdorbenes, aus den Träumen, die geronnen und verklumpt sind wie ranziger paneer. Es riecht, als hätten sich die Bewohner mit Cannabis, Alkohol und Weihrauch betäubt und würden nur existieren, um Mais, Reis und Weizen in Babys und Scheiße zu verwandeln.“

So einen Stil kann man erfrischend finden und sich amüsieren, mich stößt er eher ab. Es liest sich wie eine gigantische, schnodderige Wutrede, die sicher berechtigt ist, aber auch ein höchst zynisches Bild von Indien zeigt.

Die Geschichte ist skurril und sehr originell und könnte tatsächlich ein plastisches Bild vom Leben in Indien bieten, wenn man nicht ständig das Gefühl hätte, hier berichtet ein beleidigtes Kind aus seiner von Enttäuschung getrübten Sicht. Glaubt man ihm, ist Indien durch und durch dreckig und stinkend, die Menschen korrupt, egoistisch, brutal und betrügerisch.

Vielleicht ist das so, ich kann das nicht beurteilen, aber ehrlich gesagt, möchte ich das auch nicht lesen. Mir fehlt hier Herz und Einfühlungsvermögen, etwas, was mich an irgendeiner Stelle berührt hätte. Ich hätte lieber ein Buch gelesen, das sensibel Missstände aufzeigt, das hier ist eher eine patzige Anklageschrift.