How to Kidnap the Rich

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emmmbeee Avatar

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Ramesh ist das Gegenteil eines Aussteigers, wie wir diese Gruppe von Menschen heute verstehen. Er möchte in erster Linie der Armut und seinem gewaltbereiten Vater entkommen. Er ist intelligent genug für eine höhere Bildung. Durch die Förderung der Nonne Claire steht er kurz vor den All India Examen. Sein Ziel, ein Aufsteiger zu werden, ist in greifbare Nähe gerückt.
Kurz davor jedoch öffnet sich ihm eine andere Möglichkeit, um zu Geld zu kommen. Ein Reigen von Lüge, Gaunerei, Schwindel, Betrug, Korruption, Erpressung und sogar Kidnapping beginnt. Nicht umsonst lautet der englische Originaltitel „How to Kidnap the Rich“. Die rasende Jagd nach den Millionen überflügelt den Kampf ums bloße Überleben schon bald. Zwar endet der Roman nicht so, wie unser Held es sich erträumt hat, doch er landet auf der Seite der Gewinner.
Der Leser hastet von Seite zu Seite mit den beiden Hauptpersonen Ramesh und Rudi wie die Figur auf dem Cover. Schon bald fragt er sich, wann denn der Ballon dieses ergaunerten Höhenfluges endlich platzen wird.
Bereits der erste Satz ist ein Anreißer. Doch bis es zum angedeuteten Kidnapping kommt, dauert es etwa den halben Roman. Auch sonst ist der erste Teil (bis Kapitel neun) erfüllt von Ankündigungen. Und weil diese so oft vorkommen, verblasst mit der Zeit ihre Wirkung als Cliffhanger, finde ich. Der Autor springt wie ein Gummiball ständig vor und zurück, mir persönlich wurde es ein wenig zu viel.
Der Spannungsbogen ist also durchaus gegeben, die Schilderungen wurden vom Übersetzer Alexander Wagner sehr farbig und lebendig wiedergegeben. Wir Leser gewinnen viel Einblick in die Welt der Inder, der höheren ebenso wie der niedrigsten Kaste. Doch auf die reichliche Einstreuung von Fäkalausdrücken hätte ich locker verzichten können, obwohl diese Sprache authentisch sein mag und ich diesbezüglich tolerant bin.
Im Anschluss an das letzte Kapitel ist zum besseren Verständnis ein großzügiges Glossar angefügt. Wem empfehle ich diesen Roman? Wohl eher solchen Lesern, bei denen eine gepflegte Sprache nicht unbedingt an erster Stelle steht.