Kinderglück auf Light Trees

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Es ist sehr zu bedauern, dass die Bücher von Jane Gardam erst so spät ins Deutsche übersetzt worden sind. 38 Jahre mussten vergehen, bis auch wir in den Genuss von "Bell und Harry" (und ihren anderen ganz besonderen Büchern) gekommen sind.

Es ist die Geschichte einer Kindheit auf dem Land, irgendwo in Grossbritannien. Die Londoner Familie Bateman hat ein heruntergekommenes Bauernhaus in der Einöde gepachtet und wird anfangs mit etwas Distanz von ihren Wirten, dem Ehepaar Teesdale, betrachtet. Eines Nachts, als der kleine Bell pflichtbewusst das Weidegatter kontrolliert, wird er vom schlaflosen Harry beobachtet.

Eine innige Bubenfreundschaft beginnt, die regelmässig zu Ferienzeiten ihre Fortsetzung findet. Einerseits führen die beiden teils waghalsige Unternehmungen durch, andrerseits haben sie selbst als Erwachsene das Staunen über Naturschönheiten nicht verlernt. Sie zweifeln auch nach Jahren keineswegs an der Existenz von Geistern und Feen – aber das tut der Schornsteinfeger Kendal auch nicht.

Jane Gardam hat einen poetischen Blumenstrauss gebunden aus beinah märchenhaften Geschichten, kleinen Weisheiten, kostbaren Kindererlebnissen und Bubenseligkeit, garniert mit anschaulich dargebotenen Naturschilderungen. Schon, wie sie die Kristallwelten der Eiszapfen beschreibt, ist ein einziger Genuss.

Die einfache Sprache (hervorragend übersetzt von Isabel Bogdan) mit kurzen Sätzen wirkt fast so, als sei der Roman für Kinder geschrieben. Doch die immer wieder eingestreuten Humorbeilagen benötigen die Denkweise von Erwachsenen. Ich habe immer wieder hell aufgelacht und empfehle das schmale Bändchen auch all jenen, die sich nicht oft an ein umfangreicheres Werk wagen.