Shall I compare thee to a summer's day?

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lenaliestzuviel Avatar

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Thou art more lovely and more temperate! Die Eröffnungszeilen von Shakespeare's 18tem Sonett hätten auch für "Bell und Harry" geschrieben worden sein können. Bereits 1981 unter dem Titel "The Hollow Land" erschienen gibt es Jane Gardams Buch nun auch endlich auf Deutsch - und so viel sei vorab gesagt: Der Roman ist absolut lesenswert!

Im Zentrum der Geschichte stehen, wer hätte es gedacht, der Bauernjunge Bell und der Großstädter Harry. Sie lernen sich im Sommer in Bells Heimat Yorkshire kennnen und verbringen diese Ferien und die folgenden damit, dass Land um sie herum zu erkunden und unsicher zu machen. Dabei sind ihre Abenteuer zu einem gewissen Grad zeitlos, wenn auch heutige Generationen vermutlich eher hinter ihren technischen Geräten versumpfen und Eltern ihre Kinder nicht so sorglos durch die Moore stromern lassen würden. Am Ende hält Gardam sogar noch eine Überraschung für ihre Leser bereit - doch was das ist verrate ich an dieser Stelle natürlich nicht.

Was mich an Jane Gardams Romanen immer am meisten begeistert ist ihr Schreibstil. Wie keine andere versteht sie es, sich in ihre Figuren hineinzuversetzen und ihre Geschichten in ihrer Stimme zu erzählen. In "Bell und Harry" wird das besonders deutlich denn die Texte werden hautpsächlich aus Sicht der Kinder erzählt und man meint tatsächlich, dass es der Bericht eines Kindes wäre - auch wenn natürlich ein sprachlich und rhetorischer Unterschied zu Gardams Buch nicht zu verneinen ist.

Insgesamt lässt der Roman den Leser, oder zumindest mich, mit einem warmen Gefühl im Bauch zurück und man möchte eigentlich gar nicht damit aufhören, zu lesen. (Auch lange nachdem das Buch zu Ende ist.)

Wer also auf der Suche nach einem Sommerbuch ist, dass einen zurück in die Kindheit versetzt (wenn auch nicht zwingend die eigene), der ist hier genau richtig! Ich kann das Buch nur von Herzen weiter empfehlen - für Junge wie Alte - und weiß, dass ich das Buch sicher nicht das letzte Mal gelesen habe.