Bewegend und anspruchsvoll

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westeraccum Avatar

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Giulia und Anita wachsen gemeinsam in einem kleinen Ort im Piemont auf. Während Giulia zusammen mit ihrer harten Mutter in Armut lebt, findet sie bei Anitas Familie Zuwendung und Wärme. Doch dann entzweien sie sich, denn sie lieben den selben Mann und Giulia entschließt sich nach Amerika auszuwandern. Erst nach über 45 Jahren kehrt sie zurück. Da ist der Zweite Weltkrieg gerade zu Ende gegangen und Giulia kommt in ein zerstörtes Land.
Vor dem Hintergrund der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entfaltet Raffaella Romagnolo die Geschichte von zwei Familien mit allen ihren Höhen und Tiefen. Während Giulia in New York einen guten Mann findet und mit ihm zusammen eine Kette von Läden aufbaut, erlebt Anita zwei Weltkriege mit und muss um ihren Sohn und viele andere Familienangehörige trauern.
Das Buch hat mich sehr bewegt, das harte Leben der einfachen Menschen, die Niedertracht der Ausbeuter, die sich ihre Taschen vollstopfen, ohne die Not der kleinen Leute zu sehen, das Leid der Kriege, alles beschreibt Romagnolo intensiv und detailreich. Ihren Schreibstil fand ich gut lesbar, allerdings auch anspruchsvoll. Kein Buch für nebenbei, denn man muss sich bei der Vielzahl von Figuren schon konzentrieren.
Das Titelbild ist wie immer bei Diogenes sehr gelungen, eine vornehme Frau, die kühl und distanziert in ihre eigenen Vergangenheit zurückblickt und alle wichtigen Fragen des Lebens stellt.
Zuerst hat mich der Titel des Buches etwas befremdet, aber dann erfuhr ich, dass es sich um ein altes Lied der Partisanen im Kampf gegen den "Duce" handelt und das passt dann wieder.
Insgesamt ist dies ein Buch, das ich jedem ans Herz lege, der sich für die neuere Geschichte interessiert. Die Kombination von Historie und persönlichem Schicksal finde ich sehr gelungen und spannend, oft auch sehr berührend. Dabei ist das Buch sehr politisch und bildet ein Stück Zeitgeschichte sehr faszinierend ab.