Italien in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert

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petris Avatar

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Was für ein Roman! Über Jahrzehnte hinweg wird die Geschichte der Bewohner des kleinen Dorfes Borgo die Dentro erzählt. Es ist ein armes Dorf voller Fabrikarbeiter und Kleinpächter, schon die Kinder werden früh in die Seidenfabriken geschickt, Bildung gibt es wenig.

Den Rahmen der Geschichte bildet der Besuch Giulias, kurz nach Ende des 2. Weltkrieges kehrt sie mit ihrem Sohn Michael ins Dorf zurück. Sie ist als junge Frau nach Amerika ausgewandert und hatte dort großes Glück. Im Dorf lässt sie sich treiben, die Erinnerungen kommen und gehen.

Parallel dazu wird die Geschichte der Familie Leone über viele Generationen hinweg erzählt. Es sind intelligente, gute Menschen, doch die Umstände machen ihr Leben schwer. Generationen von Brüdern, Männern, Väter bleiben im Krieg, kommen beschädigt zurück oder gehen in den Wirren zugrunde. Nur ihr starker Familienzusammenhalt hilft ihnen weiterzuleben. Anita, einst die beste Freundin Giulias ist eine Tochter dieser Familie.

Nach und nach erfahren wir mehr über die harten Lebensumstände, manche haben Glück, manche Pech. Wir verstehen auch, warum Giulia ausgewandert ist und warum es ihr so schwer fällt, direkt nach ihrer Freundin zu suchen.

In diesem Roman werden wir mitgenommen in eine spannende Reise durch Jahrzehnte italienischer Geschichte. Die Menschen werden lebendig, wir leiden mit, freuen uns mit ihnen und genießen dieses Epos. Ein wortgewaltiger Roman, der den*die Leser*in eintauchen lässt in die Geschichte, wie in einen Film.

Man muss nur durch die ersten Seiten durch, in denen man manchmal denkt, die vielen Charaktere nicht auseinanderhalten zu können. Ein Stammbaum am Anfang jeden Kapitels hilft aber gut weiter.

Gelungenes italienisches Epos, für das man anfangs etwas Geduld braucht, das sich aber am Ende mehr als lohnt!