Rückkehr nach 46 Jahren

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emmmbeee Avatar

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Der zweite Weltkrieg ist vorbei, und Giulia Masca kehrt als erfolgreiche, reiche Frau nach 46 Jahren in Amerika zurück in ihre Heimat. Seinerzeit hat sie Hals über Kopf Italien den Rücken gekehrt, nachdem sie erfahren hat, dass ihr Verlobter ausgerechnet zum Liebhaber ihrer besten Freundin geworden ist. Schwanger war sie damals ausserdem. Mit sehr gemischten Gefühlen tritt sie nun ihrer Vergangenheit entgegen und erfährt schrittweise, was in den schwierigsten Jahren Europas den Menschen geschehen ist, die ihr nahegestanden haben. Zwei Weltkriege sind vorübergezogen und haben elementare Schäden in Italien angerichtet, nicht nur materieller Art. Sie hingegen ist im Land der unbegrenzten Möglichkeiten trotz aller Vorurteile gegenüber Einwanderern die Leiter emporgestiegen. Die USA waren ja auch kein Kriegsschauplatz. Nun kehrt sie mit Limousine und Chauffeur nach Borgo di Dentro zurück. Eine Story, die fast an Dürrenmatts "Besuch der alten Dame" erinnert.
Der Roman wird mit Spannung und Sog in einem unaufgeregten Ton und einer angenehmen Sprache erzählt, was auch der Übersetzungsleistung der bewährten Übersetzerin Maja Pflug geschuldet ist. Farbig, plastisch und lebendig führt die Autorin durch die drei Teile des Buches und geizt dabei nicht mit präzisen Beschreibungen, die manchmal bis ins Kleinste gehen. Man ist so richtig mit dabei. Dass die Handlung mit zeitlichen Bezügen durchsetzt ist, versteht sich von selbst, geht ja gar nicht anders.
Doch lange Absätze und nur wenige Dialoge machen das Lesen anstrengend, vor allem, da es viel Durchhaltewillen braucht, um überhaupt in den Stoff hineinzufinden. Hilfreich sind die verschiedenen Personentafeln, welche die Hunde gleich mit einschliessen. Trotzdem wäre es notwendig gewesen, wenn diverse Personen anschaulicher eingeführt worden wären.
Viele Zeitsprünge können zudem verwirrend wirken, wenn man sich nicht in kurzer Zeit durch das Buch liest (immerhin sind es über 500 Seiten). Die Sympathien sind nicht immer auf Seiten der Hauptprotagonistin, schon gar nicht, wenn sie Ausdrücke aus der untersten Schublade benutzt. Auch scheint mir der Schreibstil ein anderer, wenn Romagnolo die Geschehnisse in New York schildert.
Das bekannte Partisanenlied, das für den Titel verwendet wurde, und das Gemälde auf dem Cover wurden klug und sinnreich ausgesucht. Ein Roman, der nicht allen gefallen, aber bestimmt viele Interessierte finden wird.