Spannende und anspruchsvoll erzählte Familiengeschichte

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Der Roman von Raffaela Romagnolo erzählt mit gut recherchierten Details und in einer anspruchsvollen Sprache einige Jahrzehnte italienischer Geschichte. Der Titel Bella Ciao ist Titel eines Partisanenliedes.

Im Jahre 1946 kommt Giulia Masco mit ihrem Sohn Michael nach 46 Jahren nach Borgo di Dentro im Piemont an den Ort ihrer Kindheit zurück. Es lastet immer noch die Vergangenheit auf ihr, mit der sie sich aussöhnen will.
Hier ist sie in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen und immer eng verbunden mit ihrer besten Freundin Anita Leone, in deren Familie sie mehr oder weniger aufgewachsen ist, da sie sich dort weitaus wohler fühlte als bei ihrer nörgelnden Mutter. Sie arbeiten beide unter schlechten Bedingungen in einer Fabrik.
Giulia ist verlobt mit Pietro Ferro, der seit der Kindheit an ihrer Seite ist. Als sie Pietro mit Anita in vertrauter Nähe sieht, fühlt sie sich von ihren liebsten Menschen verraten und packt all ihr Erspartes und flieht aus Borgo di Dentro noch Amerika.

Erzählt werden die Lebensverläufe der Freundinnen und deren Familien. Giulia hat es in Amerika gut angetroffen, während das Leben von Anita und ihrer Familie in Italien sehr mühsam ist und von vielen Schicksalsschlägegen gezeichnet. Beide Weltkriege und Faschismus haben viel Leid gebracht, die Schilderungen dieser Zeit sind sehr aufschlußreich, aber auch emotional anrührend.

Starke Frauenfiguren, die allesamt eine wichtige Rolle spielen beim alltäglichen Leben in ärmlichen Verhältnissen, Familienzusammenhalt, Wiederaufbau und moralischer Unterstützung.
Geschrieben in einer anspruchsvollen Sprache und mit vielen Rückblenden, häufigem Zeit- und Orts- sowie Personenwechsel, was das Lesen am Anfang erschwerte, aber dennoch halten die interessanten Schilderungen und sympathischen Figuren den Leser bei der Sache.

Ein versöhnliches Ende und endlich einmal Freude beim alles verbindenden Hochzeitsfest nach vielen elenden Jahren.
Mir hat der Roman sehr gut gefallen, die Spannung wurde durchweg gehalten, die Figuren sind einem ans Herz gewachsen, viel Lebenserfahrung teilt sich über sie mit, die Sprache fand ich faszinierend.
Überbordend, anrührend, liebenswert!