Stürmische italienische Geschichte

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bavaria123 Avatar

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Das Coverbild finde ich faszinierend, denn es weist direkt auf die Geschichte hin. Die abgebildete Dame hat italienischen Flair einer früheren Zeit. Es gefällt mir sehr gut.

Die Geschichte hat mich angesprochen, unter anderem auch, weil sie mich in den Umrissen an ein Buch von Friedrich Dürrenmatt erinnert hat, "Der Besuch der alten Dame".

Ein wenig Parallelen gibt es und doch ist dieses Buch ganz anders.

Der Roman beginnt mit der Rückkehr der Hauptperson, Guilia Masca, Mitte 60. Sie kehrt zurück in ihre Vergangenheit, oder besser in ihre Heimat, die sie einst abrupt verlassen hat. Damals, kurz vor ihrer Hochzeit mit Pietro, den sie dann aber in den Armen ihrer Freundin Anita gesehen und die Konsequenzen gezogen hat. Schwanger, wie sich herausstellt, lernt sie in New York Libero Manfredi kennen und heiratet ihn. Er wird auch der Vater von Michael.

Die Geschichte wird in vielen Rückblenden verfasst. Zudem gibt es Zeitsprünge und diverse Wechsel der Perspektiven. Das macht das Buch, gerade zu Beginn, nicht ganz einfach zu lesen.
Zumal mich auch die Zeitform anfangs irritiert hat...Gegenwart, eher nicht so typisch und deshalb gewöhnungsbedürftig.
Im Verlauf der Geschichte hat mich dann das Attribut gewöhnungsbedürftig noch ein wenig mehr verfolgt. Denn die Vielzahl von auftretenden Persönlichkeiten verwirrt teilweise schon ein wenig. Da war ich ausgesprochen dankbar für die Stammbäume der Familien.

Den Schreibstil der Autorin finde ich anspruchsvoll, aber sehr lesenswert. Viele Sätze haben mich beeindruckt. Raffaella Romagnolo schreibt lebendig und detailreich, wobei auch die jeweiligen Stimmungen wunderbar eingefangen werden.

Man merkt, dass sie Autorin Geschichte unterrichtet. Ich habe mit dem Buch einiges gelernt. Die bewegte Epoche zwischen etwa 1900 und 1950 vor allem aus dem italienischen Blickwinkel hat für mich einiges an Neuem geliefert. Die ausgebeuteten Fabrikarbeiter dort, das Leben in der piemonter Landwirtschaft und dem hiesigen Weinbau, der Faschismus, die Weltkriege. reale Ereignisse werden gekonnt in die fiktive Geschichte eingebunden.

Ich habe das Lesen des Buches genossen.
Es ist keine Lektüre einfach nur zum Abschalten. Es ist ein anspruchsvolles Buch, welches ein konzentriertes Lesen erfordert. Wer sich dessen bewusst ist, wird dieses Werk genießen können.

Ich empfehle es gern mit vier Sternen weiter.