....weil ich glücklich gewesen bin

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charlotteliest Avatar

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Kurze Geschichte Italiens und der italienischen Emigranten

Eins vorweg: Das Buch liest sich nicht so nebenbei. Es muss aufgrund der Zeitsprünge und der geschichtlichen Fakten „erlesen“ werden, es lohnt sich aber. Stammbäume am Anfang der drei Teile erleichtern es etwas.
Der Roman umfasst die Zeitspanne vom Anfang des 20. Jahrhunderts bis 1946 und erzählt das Leben zweier Familien aus dem Dorf Borgo di Dentro. Es umspannt zwei Weltkriege, den Faschismus in Italien, Sozialismus, die starke Macht der Kirche und die Situation italienischer Einwanderer in den USA.

Hauptfigur ist Giulia Masca, Mitte 60. Sie verließ ihr Heimatdorf Anfang des 20. Jahrhunderts fluchtartig, nachdem sie von ihrer besten Freundin Anita und ihrem Verlobten Pietro verraten wurde. Nun kehrt sie 46 Jahre später mit ihrem Sohn Michael für ein paar Tage zurück und will sich ihrer Vergangenheit stellen.

In Rückblicken wird das Leben von Giulia, Anita und Pietro erzählt.

Der erste Teil des Romanes berichtet über das Leben Giulias in Italien und in Amerika. Das Leben in Italien ist schwierig, Giulia mußte als Kind in deiner Seidenfabrik arbeiten, ein Streik für bessere Bedingungen blieb erfolglos. Nachdem sie vom Betrug von Anita mit Giulias Verlobten Pietro erfährt, reist sie Hals über Kopf mühsam per Schiff und 19 Dollar nach Amerika. Sie stellt mit Ankunft in Amerika fest, dass sie schwanger ist. Die auf den Papieren genannte Adresse in New York beherbergt keine Fabrik mit Arbeit sondern einen Gemischtwarenladen. Dort bricht sie aufgrund der Schwangerschaft und der Strapazen der Reise zusammen und lernt dadurch den italienischen Geschäftsinhaber Libero Manfredi kennen, der sich in das junge Mädchen verliebt und heiratet. Ihr Leben entwickelt sich damit in eine positive Richtung.

Aber auch das Leben der Familie von ihrer damals besten Freundin Anita und Giulias Verlobten Pietro als Pächter von Weinbergen wird dargestellt und macht deutlich, wie mühsam das Leben im Dorf war. Der Krieg nimmt der Landwirtschaft die Männer und macht das Überleben damit noch schwieriger. Anita verliert Pietro im ersten Weltkrieg und muss sich nun gegen die Avancen eines leicht sadistischen Vorstehers wehren und ihre Familie durchbringen

Im zweiten Teil erfährt man auch etwas über die nächste Generation, über Giulias Sohn und Anitas und Pietros gemeinsames Kind.

Der dritte Teil ist stark auf das Aufkommen des Faschismus und dem Kampf der Partisanen im zweiten Weltkrieg fokussiert (Bella Ciao ist übrigens ein Kampflied der Partisanen Italiens). Es gibt mehrere Schicksalsschläge für Anita und man gewinnt immer mehr den Eindruck, dass der damalige Verrat für Giulias weiteres Leben eine Art göttliche Fügen war. Sie hat zwar „ihre Familie“, Anitas Familie, verloren, aber ein gutes Leben in Amerika gewonnen.
Am Ende findet ihr Sohn Michael Anita und die Wahrheit über sich und seine Herkunft heraus.

Das Buch endet versöhnlich und mit der Erkenntnis, dass Familie das Wichtigste ist, gerade in schweren Zeiten.

Geschichtlich ist das Buch hervorragend. Leider blieb mir die Hauptfigur Giulia eher fremd. Sie wirkte distanziert und unnahbar. Dagegen verkörperte Anita für mich die typische italienische Matriarchin, das Familienoberhaupt, welches die Familie durch alle Widrigkeiten führt.