Bella Clara - Ein oberflächlicher, kitschiger Frauenroman

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orfe1975 Avatar

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**Dies vorweg:**

Bella Clara ist der dritte Band einer Trilogie "Jahrhundertwind". Es geht dabei um die Freundschaft dreier Frauen Ende des 19. Jh bis Anfang des 20. JH: Josephine, Isabelle und Clara. In jedem Band wird jeweils eine der drei Frauen und ihr Werdegang in den Mittelpunkt gerückt:  Josephine in Band 1 "Solang die Welt noch schläft", Band 2 "Die Champagnerkönigin" behandelt Isabelle und schließlich, wie der Name schon sagt, geht es in Band 3 "Bella Clara" um Clara. Dazu sei aber gesagt: Hätte ich dies nicht zufällig in der Beschreibung der Einschlagseite des Buches gesehen, wäre ich nicht auf den Gedanken gekommen, dass das Buch das Ende einer Trilogie darstellt. Es wird zwar an einigen Passagen Bezug auf die Vergangenheit genommen, diese sind aber stets in ausreichendem Umfang verpackt in Form von Erinnerungen der Hauptpersonen. So muss man die vorhergehenden Bände nicht lesen, um diesen Roman verstehen zu können.

* * *

**Zum Cover:**

Das Bild zeigt die Hälfte einer Frau in rosafarbenen Kleid von hinten, die auf das historische Meersburg mit dem Bodensee schaut. Das Ganze gepackt vor rosaroten Wolken eines Sonnenuntergangs oder Sonnenaufgangs, das lässt sich schwer erkennen. Letztendlich passt das Cover sehr gut zum Roman, der rosafarben-kitschig fraulich darherkommt.

**Zum Inhalt:**

Wie bereits erwähnt, geht es in diesem Buch um Clara. Sie ist unglücklich in Ihrer Ehe mit einem angesehen Arzt und wagt es, durch einen initiierten Skandal eine Scheidung von ihm zu erlangen. Der Preis ist dabei sehr hoch: sie gewinnt zwar ihre Freiheit, verliert aber das Erbe ihrer Eltern und das Sorgerecht und Besuchsrecht für ihre Kinder. Unterstützt durch ihre beiden Freundinnen gelangt sie nach Meersburg an den Bodensee. Hier gewinnt sie nach und nach viele gute Freunde und auch im Bezug auf Männer tut sich einiges. Details seihen hier nicht verraten, aber es gibt einige erfreuliche, aber auch sehr unerfreuliche Ereignisse, bis das ganze - typisch Frauenroman - im kitschigen Happy End endet. Ähnlich ergeht es ihr beruflich: nach und nach ist sie die erste Frau, die ein Schönheitsimperium aufbaut und schließlich auf diesem Wege eine reiche und angesehene Geschäftsfrau wird.

**Meine Meinung:**

Wie man sicherlich zwischen den Zeilen heraushören kann, war dieses Buch nicht mein Fall, obwohl ich anfangs von der Leseprobe sehr angetan war.

Zum einen: ja, die Autorin hat von vorneherein geschrieben, dass das Buch kein historisch (korrekter) Roman sein will. Es ist eine Mischung aus div. Biographien berühmter Frauen, die teilweise auch erst nach der Zeit um 1906 (hier beginnt das Buch) gelebt bzw. gewirkt haben. Grade dadurch, dass viele Erfolgsgeschichten gemischt wurden, wirkt der Erfolg von Clara sehr unglaubwürdig für mich. Der ganze Roman wirkt für mich dadurch so überladen, als hätte die Autorin versucht, krampfhaft alles, was sie sich aus den anderen Biographien abgeschaut hat, in die Geschichte einfließen zu lassen. Das ist einfach zuviel des Guten! Auch ohne, dass es hinterher noch erklärt wird, bin ich als Leserin stutzig geworden, als der Mann den Nachnamen der Frau annimmt. Hätte man hier nur ein paar Jahre geschummelt, gut, aber ganze Jahrzehnte erscheint mir einfach unpassend, das passte nicht zu den sonstigen Umständen, mit denen die Frauen zu kämpfen hatten. Ich war mehr als einmal versucht, den Roman aus der Hand zu legen, weil ich extrem genervt war. Ich konnte mit keiner der Personen mitfühlen, der Schreibstil ist einfach so - oberflächlich, plakativ. Erst weint Clara, weil sie ihre Kinder nicht sehen darf, dann kommt jemand mit einer guten Nachricht herein und schwupps! - ist alles weggewischt, sie lächelt wieder tapfer. Das ganze Buch ist sehr vorhersehbar, es hat mich genervt, dass das, was offensichtlich war, sich so lange hingezogen hat. Selbst, als man ahnt, dass andere Clara böses wollen, dass "dunkle Wolken aufziehen", habe ich keine richtige Spannung gefühlt, das Buch war so alá "rosarote Wattewolken" geschrieben, dass es einfach gut ausgehen musste, es war nur eine Frage der (Lese) Zeit.

**Kurz:**

Ein Buch für Frauen, die gerne heile Welt Bücher lesen mit kitschigem Ende. Ich persönlich gehöre nicht zu den Leuten. Ich hätte mir etwas mehr Gefühlstiefe mit Ecken und Kanten für die Charaktere erhofft, etwas mehr historische Korrektheit sowie weniger Überladung mit Ereignissen. Dann hätten die Charaktere auch mehr Raum für (innere) Entwicklung gehabt. Und schlussendlich: Man soll zwar nicht das Salz in der Suppe suchen, aber mind. 5 Tipp-/Schreibfehler im ganzen Roman haben meinem Lesegenuss auch nicht grade positiv beeinflusst.... Ich werde die vorhergehenden Roman jedenfalls nicht lesen.