Taffe Frau am Anfang des 20. Jahrhunderts

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fritzi27 Avatar

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Bella Clara ist der dritte und letzte Teil der Jahrhundertwind-Trilogie, der Geschichte um die drei Freundinnen Josefine, Clara und Isabelle. Während Josefine die Hauptperson des ersten und Isabelle die des zweiten Romanes ist, steht nun Clara im Mittelpunkt des Geschehens.
Die Stellung der Frau zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist auch hier wieder Kernthema des Romans.
Dass die Ehe zwischen dem Frauenarzt Gerhard Gropius und Clara, geborene Berg alles andere als harmonisch verläuft, hat sich schon in den Vorbänden abgezeichnet. Inzwischen ist es für Clara nicht mehr auszuhalten, sie wird geschlagen und gedemütigt. Einziger Ausweg ist eine Scheidung, die sie als Frau jedoch nicht aussichtsreich erwirken kann. Kein Gericht würde ihr Glauben schenken, stünde das Wort ihres Mannes gegen das ihrige. Selbst wenn erwiesen wäre, dass er sie schlüge, würde man ihm dies als Ehemann zugestehen. Um sich doch aus der Ehe zu retten, muss Clara einen Ehebruch vortäuschen – geschieden, aber verachtet, verarmt und verspottet verlässt sie das Gericht. Halt geben ihr nur ihre Freundinnen Isabelle und Josefine.
Clara soll laut Gerichtsbeschluss ihre Tochter Sofie zu sich nehmen dürfen, der Sohn Matthias soll beim Vater verbleiben. Durch einen gemeinen Trick gelingt es jedoch Gerhard Gropius, auch die Tochter bei sich zu behalten.
Clara bricht zusammen, was sich noch zuspitzt, als sie merkt, dass sie in Berlin nie wieder Fuß fassen kann. Die Zeitungen haben ihre Ehre so in den Schmutz gezogen, dass sie keine Anstellung findet.
Erst weit weg von Berlin, am Bodensee, wo niemand sie kennt, außer Lilo, der Fahrradfreundin aus der Jugend, fasst sie wieder Mut. Einige Zufälle ermöglichen ihr einen Neustart mit Pflegeprodukten für Damen. Mehr und mehr arbeitet sich Clara hoch, wird zur taffen Geschäftsfrau.
Eine neue Liebe tut das ihrige – mit guter Reputation und einem Ehemann rechnet sich Clara aus, ihre Kinder wieder zurückzubekommen.
Allerdings folgen weitere Tiefschläge.
Petra Durst-Benning schildert in gewohnt angenehmer Schreibweise ein Frauenschicksal in einer Zeit, in der es für Frauen, zumal alleinstehend, oder gar geschieden, mehr als schwierig war, sich selbst eine Zukunft aufzubauen. Und doch kann es gelingen – gute Freundschaften und der „Jahrhundertwind“ machen es möglich!
Ein schönes Buch für alle, die gerne in der Geschichte stöbern. Ich kann es nur empfehlen und jedem ans Herz legen. Man legt es wirklich erst aus der Hand, wenn es durchgelesene ist!