Gelungene Modernisierung

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Karin Gothes Buch „Bella und die Böllersum-Bande“ tritt in der Verlagsankündigung mit dem Anspruch an, ein würdiger Nachfolger der Bullerbü-Geschichten von Astrid Lindgren zu sein, und tatsächlich erinnert schon die Covergestaltung an das große Vorbild.

Aber der Reihe nach: Das Buch erzählt von der zehnjährigen Bella und den Kindern ihrer Räuberknotenbande, die im norddeutschen Dorf Böllersum eine sorglose Kindheit in einer intakten Dorfgemeinschaft verleben. Die Szenen versprühen den gleichen chaotisch-dörflichen Charme wie ihr literarisches Vorbild. Schon in der Beschreibung der Beisetzung von Bellas Opa dominiert weniger die Trauer als die Beschreibung der vertrauten Gemeinschaft: die allen bekannte Zerstreutheit des Bürgermeisters Bruno, das von allen geliebte Trompetensolo von Timo und der allseits beliebte Butterkuchen beim anschließenden Kaffeetrinken. Eine perfekte Beschreibung der dörflichen Idylle, ein bisschen in Lustige gezogen durch die (Beinahe-)Prügelei während der Zeremonie.

Doch die Idylle ist bedroht: Die dorfeigene kleine Grundschule soll geschlossen werden, und das ruft die Kinder auf den Plan, die sich mit viel Fantasie und zivilem Ungehorsam dagegen zu wehren beginnen. Ohne Näheres spoilern zu wollen, sei verraten, dass sich hier Elemente aktueller Kindheit mit in die Szenerie mischen, ohne das schöne Setting zu zerstören. Und auch die Auflösung ist weder romantisierend noch extrem, sondern ein schlüssiges Konstrukt, wie sich Dorfleben in modernen Zeiten weiterentwickeln kann und muss, um jedem ein Gefühl von Heimat zu ermöglichen.

Alles ist in eine spannende Geschichte gebettet, in der auch typische Probleme wie Streit und Missverständnis sowie die ersten Unterschiede in den Lebensläufen ihren Platz finden. Eine perfekte Mischung und wirklich eine gelungene Modernisierung!