Berlin.classified

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Berlin.classified.

Fred Breinersdorfer erzählt in seinen sechs Bänden, die bisher erschienen sind, Geschichten aus der Hauptstadt, die doch einen großen und globalen Charakter haben.

In seinem Großstadtkrimi spinnt er ein Netz um die zunächst kaum miteinander verbundenen Protagonisten und zieht es langsam aber allmählich enger, so dass vieles mehr Sinn gibt aber auch viel mehr Fragen auftauchen.

Zunächst geht es um Kimh Bartholdy, eine junge Dokumentarfilmerin, die mit ihrem ersten großen Film leider total floppt und von der Filmszene angefeindet wird. Sie widmet sich aus Arbeitswut und Frust einem neuen Thema: dem seltsamen Mordfall von Uwe Barschel. Auf ihrer Suche nach Material trifft sie auf den Neonazi Rillinger, der ihr einen Film von der Tat verkauft. Dieser Film bringt viele Probleme mit sich: Verschiedene Protagonisten haben etwas gegen die Veröffentlichung dieser Filme und versuchen Kimh den Film mit Gewalt zu entreißen. Doch Kimh hat vorgesorgt und Kopien als Lebensversicherung versteckt und an ihre Familie weitergeleitet. Doch Kim wird überwacht, ist nun ihre Familie in Gefahr?

Doch Kimhs Arbeitswut ist nicht zu bremsen und so trifft sie auf Staatsanwalt Frank Urbanek, zu dem sie sich hingezogen fühlt. Doch auch er kann ihre Arbeitswut nicht bremsen und so gräbt sie immer tiefer im Schlamm rund um Uwe Barschels Todesfall.

Breinersdorfer wagt sich hier an ein tiefes und komplexes Thema heran, was man von einem normalen Krimi nicht erwarten würde. Doch dabei geht er eben nicht nur auf Uwe Barschel ein sondern registriert auch die Umgebung seiner Protagonisten und geht auf eben die typischen Problem der Großstadt ein. Das macht diese Reihe so unglaublich vielseitig und spannend, weil eben nicht immer einem strenger Handlungsverlauf gefolgt wird.

Breinersdorfer hat einen sehr klaren direkten Schreibstil und fügt wunderbar den typischen berliner Dialekt in seine Geschichten ein, was schon diese Krimiserie besonders macht. Auch die Protagonisten sind sehr liebevoll gestaltet und können wirklich jeder für sich alleine stehen.

Leider sind die Wechsel zwischen den Erzählsträngen bzw. der Sicht der Protagonisten teilweise sehr hart und unvermutet, da sie z.Bsp. nicht durch Kapitel abgetrennt sind. So irritiert es den Lesefluss und ist andererseits auch einmal etwas anderes und hält wach, da man immer mitdenken muss, um wen es gerade geht, welche Informationen die Person bereits hat und was sie als nächstes vorhatte. Es ist an sich ein schöner Ansatz, ist aber dennoch manchmal störend und schwer nachzuvollziehen.

An sich muss ich gestehen, dass ich noch nicht alle Bände der Reihe gelesen habe und doch von den ersten drei mehr als begeistert bin. Vielleicht liegt es daran, dass ich selbst aus Berlin bin und daher die vielen kleinen Alltagsspitzen nachvollziehen kann. Doch auch Breinersdorfers Schreibstil und seine komplexe Geschichte machen mich neugierig und fordern mich auch mich näher mit den Themen zu beschäftigen.