Berlin Heat - Rasant und brillant erzählt

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bea20 Avatar

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Um es vorwegzunehmen: der Thriller von Johannes Groschupf hat es in sich. Hochaktuell, die Hauptstadt im ersten Sommer nach der Corona-Pandemie, die Stimmung in der Bevölkerung aufgeladen. Alle Orte, Straßen und Schauplätze in Berlin sind perfekt und treffend beschrieben. Die Figuren allesamt lebensecht und pointiert dargestellt, - ich hatte beim Lesen regelrecht Kino im Kopf. Schräge Typen, irrwitzige Situationen, skurrile Dialoge, die dunklen Seiten von Berlin, Drogen, Kriminalität, prekäre Lebenslagen. Im Kontrast dazu die schillernde Party-Hauptstadt, exzessiv feiernde Touristen, Hipster-Jargon, die „für-Geld-ist-alles käuflich“-Mentalität.

Johannes Groschupf schafft es, die politische Großwetterlage, die Strömungen, Stimmungen und Spaltungen bestens formuliert in eine spannende Story um den naiven, glücklosen Zocker Tom Lohoff einzubetten. Dieser Tom Lohoff ist Anfang Dreißig, spielsüchtig, hat hohe Geldschulden bei einem brutalen Unterwelt-Gangster und gerät in einen Wettlauf mit der Zeit, als eben diese Unterwelt-Größe sein Geld binnen 24 Stunden zurückfordert und er gleichzeitig in die inszenierte Entführung eines AfD-Politikers verwickelt wird. Rasant und brillant erzählt - es darf sogar gelacht werden –, allerdings stockt einem kurz danach der Atem, wenn ein durchdrehender Nazi auf Rachefeldzug geht und die Szenerie so realistisch und detailliert beschrieben wird, dass man Gänsehaut bekommt. Kompliment und Dank an den Autor für intelligenten, spannenden und unterhaltsamen Lesegenuss!