Die Leiden eines Zockers

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dicketilla Avatar

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Tom Lohoff nennt sich einen Soloselbstständigen. Seine Hilfe vom Staat hat er während der Pandemie im Internet verzockt, die Spielhallen waren ja geschlossen. Jetzt drücken ihn 12 000Euro Schulden, und sein Geldgeber, versteht keinen Spaß. So kommt das Angebot zweier Typen gerade recht, als er diesen eine Wohnung besorgen soll. Als Facilitator vermietet er die Wohnungen seines Vaters an partyfreudige Touristen und sorgt dabei auch für ein Rundwohlgefühl, Drogen inbegriffen. Nur diesmal hat er sich die falschen Mieter ins Nest gesetzt, und steckt ungewollt in einem Entführungsfall.

Ich hatte mich für das Buch entschieden, da es in meiner Stadt Berlin spielt, nach der Pandemie und mich in ein mir unbekanntest Milieu führte. Es machte mich neugierig, wie es wohl danach sein würde. Viele Schauplätze waren mir bekannt, so war ich schnell mitten in der Stadt. Tom wirkte auf mich etwas hyperaktiv, ein Süchtiger ständig nach dem Kick, dem großen Gewinn besessen unterwegs. Aber er hatte dennoch ein Gewissen, was ihn dann an einigen Stellen sympathisch machte. Die Charaktere waren ihrem Klischee nach beschrieben, wobei mich die Kommissarin mit ihren Wortwendungen doch etwas irritierte.

Johannes Groschupf schreibt in einer rasanten Sprache, die ihrem Milieu angepasst scheint. Manchmal etwas besonders überspitzt, was ich als gewollt empfunden habe. Die überstandene Pandemie wird nur in Nebensätzen kurz angedeutet. Die Geschichte wird schnell erzählt, auch die Tricks einer rechten Partei um an Wählerstimmen zu gelangen, bekommt ihren Raum, schließlich stehen die Bundestagswahlen an. So gelangt man in einen menschlichen und politischen Sumpf. Trotz der rasanten Ereignisse konnte der anfängliche Funken meine Lesebegeisterung bis zum Ende entzünden.