Heißes Pflaster Berlin: JOHANNES GROSCHUPF – BERLIN HEAT

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philipp.elph Avatar

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Eigentlich ist Tom ein Multitalent: Vermietet Wohnungen an Touris in Berlin, liefert bei Bedarf auch Gras, Koks, Speed und Zauberpilze. Nur beim Wetten läuft’s nicht so und er hat einen Haufen Schulden beim Chef des Hauses.
Und dann war auch noch Corona, aber das ist jetzt vorbei, fünf Wochen vor der Bundestagswahl. Steigende Chancen, mal wieder an Touristen zu verdienen. Aber egal ob Corona oder nicht, es geht um „Kreditrückführung“ und ein Dilemma, das aus der Forderung danach entsteht. Da kommt die Nachfrage von zwei zwielichtigen Typen nach einer ruhigen Wohnung gerade richtig.

Und wie die Typen so auftreten, ergibt sich eine skurrile Story draus, die Tom zwischen Geldeintreibern, Entführern und Marla, mit der er es zwischendurch mal in der Kabine eines Baukrans treibt, durchlebt. Dann ist da auch noch Toms Vater, ein Mann mit Stasivergangenheit – oder nicht? – und einer alten Wumme, griffbereit.

Ganz so einfach, wie Leser anfangs vermuten können, läuft die Geschichte nicht ab. Sie entwickelt sich dynamisch, aber mit unverhofften Wendungen mit viel Milieu und Meinungen aus der beschriebenen Szene. Oft in strotzenden Klischees erzählt, aber das kommt hier an, weil es die Denke von Tom und den anderen Agierenden sowohl karikiert, als auch immer wieder ein Stück Realität in speziellen Ecken der Gesellschaft zeigt. Ein Widerspruch, den Johannes Groschupf so aufdröselt, dass er zeitweise zum Schmunzeln anregt.

So endet es nach derben Szenen, die Tom letztlich zwingen, vom E39 aufs Fahrrad umzusteigen. Ein Thriller, angenehm abseits von der Mehrzahl dessen, was in diesem Genre angeboten wird, in frisch-frechem Style.