Polit-Thriller nach der Pandemie

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pummelfee77 Avatar

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Der Autor erzählt hier die Geschichte des Tom Lohoff, einem hochverschuldeten Spielsüchtigen und das aus einer ganz mutigen Ich-Perspektive. Grundsätzlich finde ich Thriller aus der Perspektive immer schwierig, doch Johannes Groschupf hat mir gezeigt, dass es auch anders geht. Öfter musste ich das Buch tatsächlich sinken lassen, um zu atmen und mir bewußt zu machen, dass mir das nicht passiert, auch wenn ich es so empfunden habe.

Tja Tom der arme Tropf von Protagonist, dem so gar nicht glücken will. Einerseits tat mir schon leid und dann gab es Momente in denen ich dachte: „Selbst schuld.“ Dann macht Tom Dinge, wo ich ihm zurufen wollte: „Oh nein warum?! Du Idiot!“ Ich habe zu ihm eine sehr ambivalente Beziehung während des Lesens aufgebaut, kann aber nicht sagen, dass ich ihn wirklich mochte. Dennoch hat mich der Hoffnungsschimmer am Ende gefreut.

Berlin ist außerordentlich gut beschrieben und auch für Ortsunkundige vorstellbar. Ich war zwar schon mal dort, aber eben nicht in jeder Ecke. Die Stimmung und das lässig-tolerante der Berliner ist wirklich gut wiedergegeben.

Zu dem Thema der Spielsucht, die vielleicht doch im Verlauf etwas unterging, kommt noch das politische Ringen um den Sieg der anstehenden Wahlen. Rechts gegen links und natürlich wird Tom darin verwickelt. Mir hat gut gefallen, dass seine Verwicklung nicht krampfhaft an den Haaren herbeigezogen wirkt, sondern wirklich plausibel.

Wirklich ein lesenswerter Thriller, den ich in ein paar Jahren sicherlich nochmal lesen werde. Einen Stern Abzug gebe ich, weil die Sprache, wenn auch passend für mich persönlich manchmal zu derb war und weil doch einige Klischees bedient wurden, die nicht zur Raffinesse der übrigen Story passen.