Vom Zocken und der Weltverschwörung.

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wandablue Avatar

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Kurzmeinung: Solide, aber langweilig.


Da ich den Roman „Berlin Prepper“ von Johannes Groschupf ziemlich gerne gelesen hatte, habe ich zu einem weiteren Milieukrimi dieses Autors gegriffen. Wieder beschäftigt sich Johannes Groschupf mit den Randexistenzen der Gesellschaft. Allerdings greift er diesmal zurück auf das Übliche, auf das Erwartbare, er katapultiert sich und uns Leser ins Zockermilieu. Tom Lohoff hat Spielschulden und eine Deadline. Und jeder weiß, was passiert, wenn er das Geld nicht rechtzeitig auftreibt.

„Berlin Prepper“ punktete mit einem außergewöhnlichen Thema und einer ausgefeilten Charakterstudie, "Berlin Heat" dagegen enttäuscht. Kleinkriminelle sind per se thematisch langweilig. Tom Lohoff ist da leider keine Ausnahme. Auch das Zockermilieu ist ausgelutscht. Skrupellosen Geldeintreibern möchte man nicht begegnen, aber literarisch sind sie so was von öde. Deshalb peppt der Autor seine Story mit einem zweiten Handlungsstrang auf. Bravo! Um ihre Quote zu pushen, läßt die Rechte einen ihrer Politiker abtauchen und behauptet, er sei entführt worden.

Der Kommentar:
Leider läßt der Autor diese interessante Konstellation fast sofort wieder verpuffen. Anstatt ein wenig tiefer in politische Zusammenhänge einzutauchen, um Wählertäuschungen aller Parteien ins Visier zu nehmen und deren Manipulationen aufs Korn zu nehmen und aufzuzeigen, agieren in seinem Roman ziemlich tumbe, gewaltbereite Toren und er verliert sich in den Allmachtsphantasien rechter Kräfte, die vermeintlich die Pläne für die Weltherrschaft längst in der Tasche haben. Phfft.

Fazit: Der politische Touch hätte den Kriminalroman aus der Masse der mittelmäßigen Krimis herausheben können, so war es es sicherlich auch gedacht, aber alles, was der Autor dazu schreibt, ist ziemlich stereotyp. Schade.

Kategorie: Kriminalroman
Verlag: Suhrkamp, 2021