Finger weg!

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onepoundofbacon Avatar

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"Berührung" beleuchtet die Wichtigkeit unseres Tastsinnes und unserer Haut, denn viel zu lange wurde diese vor allem im Zusammenhang mit seelischem Wohlbefinden außen vor gelassen.
Die Gründe dafür sind recht einleuchtend: die Lobby der Masseure ist finanziell nicht ganz so stark wie die der Pharmazie. Auch die Messbarkeit von Ergebnissen ist eher schwierig. Und so versuchen die Autoren trotzdem zu überzeugen, dass Berührungen von kleinauf wichtig sind.

Das Buch war interessant, allerdings muss ich sagen, dass es sich nicht einfach nebenher lesen lässt. Von 283, sind die letzten 50 Anhang und das hin und her blättern beim lesen stört ungemein, zumal die meisten Anmerkungen nur aus einem Wort bestehen und ganz einfach im Text in Klammern oder auf der entsprechenden Seite unten hätten angegeben werden können.

Der Schreibstil selbst ist auch eher schwer zugänglich und liest sich teilweise wie eine Info-Broschüre für ein Wunderprodukt. Auch die Wir-Form die im Buch benutzt wird, unterstützt dieses Gefühl ( "wir haben herausgefunden", "wir finden",...).
Viel zu lange wird außerdem der Zusammenhang zwischen Berührungstherapie und Depressionen beleuchtet, sodass es sich zeitweilen so anfühlte als wäre dies der eigentliche Schwerpunkt.

Einige Zusammenhänge werden zudem durch ein fiktionales Paar verdeutlicht - diese sind anfangs nett und passend, werden aber immer realitätsfremder mit Sätzen, wie (und das ist jetzt wirklich ein Zitat): "Was für eine Sinnesbelebung, Maria, was ist das gut!".

Kurzum: was eine wirklich interessante Buchidee war, wurde letzlich zu einer eher fragwürdigen Abhandlung. Auf nur 16 Seiten werden kulturell unterschiedliche Berührungsformen durchgerattert, die Stoff für sehr viel mehr gegeben hätten und lieblos und obligatorisch angefügt wurden.
Ich kann das Buch leider keinem empfehlen, da die negativen Punkte einfach zu schwerwiegend sind.