Wichtiges Thema, unglücklich umgesetzt

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amara5 Avatar

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"Berührung - Warum wir sie brauchen und wie sie uns heilt" von Prof. Dr. med. Bruno Müller-Oerlinghausen und Gabriele Mariell Kiebgis ist im Ullstein leben Verlag erschienen und rund 280 Seiten stark - wobei rund 40 Seiten Anhang sind. In vielen verschiedenen Unterkapiteln erfährt der Leser vieles über die verschiedensten Aspekte von Berührung - welche Emotionen lösen sie aus, wie ist unsere Haut aufgebaut, wie können Berührungen Angstzustände und Depressionen heilen, wie läuft nonverbale Kommunikation ab und was ist eine Körperwahrnehmungsstörung?
In Praxisbeispielen führen Maria und Noah mit ihrer fiktiven Lebensgeschichte durchs Buch - welche verschiedene Erfahrungen machen sie mit Berührungen auf Kuschelpartys oder bei der erotischen Massage? Im Praxisteil lernt man durch aufgezählte Berührungstechniken, wie man selbst heilsame Berührungen erlernen kann.
Der Schreibstil ist sehr sachlich und wissenschaftlich orientiert - teilweise vielleicht eher etwas für Fachkreise, wobei dann die Themen wahrscheinlich wiederum zu kurz angeschnitten sind.
Ich habe sehr zwischen 3 und 4 Sternen geschwankt - das Thema Berührung und wie sie (z. B. bei Depressionen) heilen und Selbstheilungskräfte aktivieren kann und in welcher berührungsarmen Umgebung wir uns manchmal trotzdem befinden ist sehr wichtig! Doch in diesem Sachbuch wird leider viel zu lange auf die zwei von den Autoren entwickelten Massagetechniken eingegangen, was mir als Leser das Bild einer Eigenwerbung vermittelt hat. Dafür kamen andere wichtige Themen wie Berührung in anderen Ländern und Religionen zu kurz und wurden nur angerissen. Da hätte man eventuell einen anderen Aufbau des Buches wählen müssen. Die Sätze des Praxispärchen Noah und Maria wirken leider von Fall zu Fall immer realitätsfremder.
Trotzdem ist das Sachbuch lesenswert und ich achte nun bewusster darauf, ob ich Menschen mit Berührungen gut tun kann und was sie bei mir auslösen. Berührung ist ein (heilsames) Grundbedürfnis und ich bin froh darüber, dass das Thema wieder aufgegriffen wurde - die Umsetzung des Buches hätte glücklicher sein können.