Berührend!

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mike nelson Avatar

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Es gibt Menschen, die sind einfach nicht für das Glücklichsein geschaffen - und zu denen zählt die Protagonistin des (autobiographischen?) Romans "Betreff: Falls ich sterbe" der schwedischen Autorin Carolina Setterwall. Beständig am Rande einer Depression arbeitet sich Carolina durch das Leben. Selbstzweifel, Selbstansprüche und Schuldgefühle dominieren ihr Selbsterleben und machen das Leben für sie zu einer kaum bewältigbaren Last... mit der Konsequenz, dass sie am Ende nur noch 'funktioniert' - und das ihrem Sohn zuliebe, der die Verkörperung des unerwartet verstorbenen Mannes Aksel darstellt. Wie es für einen bewölkten Himmel immer wieder typisch ist (siehe Buchcover), gibt es durchaus auch kleine Lichtblicke. Was am Ende aber bleibt bleibt, ist ein Gefühl von Schwere, mit allerdings nur kleinen, eher passageren Hoffnungsschimmern. Die Art, wie Setterwall die Seelenzustände und die Lebensanstrengungen ihrer Protagonistin in ihren Beziehungen seziert geht derart in die Tiefe, dass es kaum erträglich ist. Zuweilen möchte man als Leser:in die Protagonistin einfach an die Hand nehmen, um sie unbeschadet durch ihr Leben zu leiten. Das Buch wird beim Lesen bis zu 100 Kilo schwer - und entweder findet man es einfach nur grausam, oder es saugt einen förmlich auf: ein regelrechter Sog.
"Ich wünschte, ich könnte unsere Geschichte noch einmal erleben und ein anderer Mensch mit dir sein." Welch eine Lebensbilanz: "Ich bin auf allen Ebenen gescheitert, sowohl als Trauernde als auch als Überlebende." "Lasse die Zeit verstreichen. Warte darauf, dass aus jetzt danach wird." Berührend! Der Leser hat die Wahl...