Brutal ehrlich

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
fredhel Avatar

Von

Eines Morgens findet Carolina ihren Lebensgefährten tot im Bett auf. Schonungslos, fast schon brutal ehrlich, erzählt sie von der Zeit ihres Kennenlernens, ihres Zusammenlebens, ihrer Elternphase. Aksels Tod bildet die Zäsur in Carolinas Lebenslauf, doch das Buch erzählt auch noch von ihren ersten Jahren als Witwe.
Die Protagonistin ist mit ihren Vorstellungen und deren Durchsetzung sehr dominant. Aksel Wünsche werden konsequent missachtet. Besonders tragisch empfinde ich, wie sie ihn in die Vaterschaft hinein zwingt. Dabei ist Aksel ein sehr feinfühliger Mensch, der hinter die Dinge schaut, der sich die Konsequenzen seines Handelns bis weit in die Zukunft ausmalen kann. Man muss ihn einfach gern haben. Trotz allem geht er bis an seine Grenzen, um seine Familienpflichten zu erfüllen, was er letztendlich mit dem Tod bezahlt.
Es ist fast schon mehr als gerecht, dass Carolina nach der schlimmsten Trauerzeit an einen Mann gerät, den sie nicht manipulieren kann. Jetzt ist sie es, die in einer toxischen Beziehung verharren muss, sich wie ein Tier in der Falle fühlt.
Das Lesen dieses Romans fand ich sehr deprimierend. Natürlich beinhaltet die Thematik Sterben grundsätzlich Nachdenklichkeit und Trauer, doch Carolinas Ichbezogenheit wirkt einfach nur abstoßend statt Mitgefühl erzeugend.
Obwohl es faszinierend ist, wie die Autorin ihre Charakterzüge bis ins Tiefste auslotet, denke ich, dass dieser Roman nicht für alle Leser geeignet ist.